: Unterm Strich
Der weltberühmte russische Cellist Mstislaw Rostropowitsch und der französische Ballettchoreograph Maurice Bejart gehören zu den diesjährigen Preisträgern des japanischen Kunst-„Nobelpreises“ Praemium Imperiale, deren Namen am Montag in Berlin bekannt gegeben wurden. Die jeweils mit 15 Millionen Yen (rund 230.000 Mark) dotierten fünf Preise erhalten ferner die Maler Jasper Johns (USA) sowie der Maler und Bildhauer Max Bill (Schweiz) und der Architekt Kenzo Tange (Japan). Das Zeremoniell der Preisverkündung im Japanisch-Deutschen Zentrum in Berlin wurde vom offensichtlich unvermeidlichen Altbundeskanzler Helmut Schmidt (Hobby-Pianist) als Mitglied des internationalen Beraterkreises der Japan Art Association geleitet. Zum Gremium gehören unter anderem auch der britische Ex-Premier Edward Heath (Hobby-Dirigent) und der amerikanische Bankier David Rockefeller jr. (Hobby-Tenor). Der 84jährige Max Bill nahm seine Auszeichnung als Anlaß, sich für die Berliner Akademie der Künste einzusetzen, deren Mitglied er ebenso wie der Japaner Kenzo Tange ist.
Gabriele Münter wäre an sich eine todsichere Kandidatin für diesen Preis an die schon so überaus Verdienstvollen, wäre sie nicht tot (1962). So wird die in Berlin geborene Mitbegründerin des „Blauen Reiters“, erstmals in ihrer Heimatstadt mit einer großen Übersichtsschau in der Kunsthalle gewürdigt. Vom 2. Juli bis 22. August sind über 200 Werke, Gemälde, Graphiken und Zeichnungen von ihren künstlerischen Anfängen 1901 bis zum Spätwerk zu sehen. Die teilweise bisher nicht gezeigten Arbeiten stammen von über 70 Leihgebern, darunter auch aus den USA und Japan.
Andere Nachrichten aus Mölln: Dort sackte nicht nur Klaus Wennemann als brautschauhaltender Vater in der Gunst des Sat.1-Publikums ab. Auch die Orgel der St. Nicolai-Kirche ist abgesackt. Zwei rohe Holzbalken bannen nun die Absturzgefahr der beiden 800 Kilogramm schweren Orgeltürme für die Baßpfeifen. Die Gemeinde als solche zu benennen, weil sie aus „haushaltstechnischen Gründen“ die notwendige Sanierung durch zwei Eisenträger erst im Frühjahr beginnen kann, wäre vermessen. Trotzdem werden die traditionellen Orgelkonzerte auch diesen Sommer wie gewohnt stattfinden. Bis die Touristenströme (?) im Juli anrollen, sollen die rohen Stützbalken noch grau angestrichen werden.
Die Orgel in Nürnberg dagegen steht noch. Denn sonst könnten nicht Künstler aus ganz Europa bei der 42. Internationalen Orgelwoche daselbst auftreten. Im Mittelpunkt der oratorischen Konzerte stehen die Requiemvertonungen von Brahms und Dvořák. Die Orgelwoche dauert von 24. Juni bis zum 4. Juli und verfügt über einen Rekordetat von 700.000 Mark. Da wäre doch die Stützung des Möllner Barocks eine Tat.
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