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Nigerias Wahlsieger erklärt sich zum Wahlsieger

■ Wachsende Konfusion nach Präsidentschaftswahlen / Kritik am Militärregime

Lagos (AFP/AP) – In Nigeria hat sich der Kandidat der Sozialdemokratischen Partei (SDP) bei den Präsidentschaftswahlen vom 12. Juni, Moshood Abiola, zum Sieger erklärt und die Bevölkerung aufgerufen, Ruhe zu bewahren und keine Gesetzesverstöße zu begehen. Erstmals in der Geschichte Nigerias sei ein wirklicher nationaler Präsident gewählt worden, heißt es in einer am Montag veröffentlichten Erklärung Abiolas. Sie gibt noch einmal die Ergebnisse der ersten Wahlauszählungen wieder, wonach Abiola in neun der 16 nördlichen Bundesstaaten den Sieg davongetragen und in den sieben östlichen Bundesstaaten fast ebensoviel Stimmen erhalten habe wie der Kandidat der Nationalen Republikanischen Konvention (NRC), Bashir Tofa.

Das Wahlergebnis war bis zum Ablauf einer hierfür gesetzten Frist in der Nacht zum Montag nicht von der Nationalen Wahlkommission veröffentlicht worden. In der Vorwoche hatte ein Gericht in der Hauptstadt Abuja die Veröffentlichung verboten. Völlige Unklarheit herrscht nun, ob die Wahlen jetzt rechtlich gesehen annulliert sind oder nicht. Die Wahlkommission hat Berufung gegen den Gerichtsspruch von Abuja eingelegt. Die Militärregierung von Präsident Ibrahim Babangida hat sich nicht klar geäußert und damit die Konfusion verstärkt. Soldaten haben das Haus des Vorsitzenden der Wahlkommission, Humphrey Nwosu umstellt.

Am Sonntag hatte der Bürgerrechtler Professor Sam Aluko die beiden Parteien SDP und NRC aufgefordert, gemeinsam auf eine Veröffentlichung der Ergebnisse zu dringen, um den Stillstand zu überwinden, „oder Nigeria beziehungsweise was davon noch übrigbleibt, wird auseinanderfallen“. Statt dessen hat die unterlegene NRC jedoch gefordert, gegen Abiolas SDP wegen der „illegalen Bekanntgabe von Wahlergebnissen“ gerichtlich vorzugehen. So verstärkt sich der Eindruck, daß das Militär die Rückkehr zu einer zivilen Regierung verzögern will.

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