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Kurden mischen gewaltsam „Focus“ auf

■ Aktion hängt offenbar mit einem Interview zusammen, in dem PKK-Chef Öçalan Verständnis für ausländerfeindliches Vorgehen in Deutschland gezeigt haben soll

München (taz) – Vier aufgebrachte Kurden stürmten gestern mittag in München die Focus-Redaktion. Nach Angaben der Verlagsleitung bedrohten sie den Pförtner mit Beilen und Hämmern und zerstörten anschließend Einrichtungsgegenstände, Computer und Kunstwerke im Wert von mehreren hunderttausend Mark. Verletzt wurde niemand. Die Kurden flüchteten.

Nach Ansicht von Focus steht der Überfall in Zusammenhang mit einem Interview mit dem Chef der „Arbeiterpartei Kurdistans“ (PKK), Abdullah Öçalan. Focus- Mitarbeiter Wilhelm Dietel hatte den PKK-Chef nach den ausländerfeindlichen Verbrechen gegen Türken in Deutschland gefragt. Öçalans Antwort gab das Magazin wie folgt wieder: „Diese Reaktion des deutschen Volkes sehe ich als normal an. Die Mehrzahl dieser Menschen soll in ihre Heimat zurückkehren. Ich begrüße Aktionen von ausländerfeindlichen Deutschen gegen Türken. Denn ich finde es nicht gut, daß sich die Türken in Deutschland unbegrenzt frei bewegen können.“

Öçalan ließ erklären, bei den zitierten Sätzen handele es sich um eine „Lüge“. Focus behauptet, über eine Kassette mit dem Originalinterview zu verfügen.

PKK-Sympathisanten, Journalisten und der Grünen-Politiker Siggi Martsch, der das Interview arrangierte, bemühten sich vergeblich um eine Hörprobe. Focus- Chefredakteur Helmut Markwort verweigert sie mit der Begründung, dies sei unüblich. Seitdem schwirren die Gerüchte, Focus habe etwas zu verbergen.

Auffallend ist, daß die zitierten Sätze nicht zu bisherigen Äußerungen Öçalans passen. Martsch wohnte wenige Tage vor dem Focus-Gespräch selbst einem Interview mit dem PKK-Chef bei. Nach den Ereignissen in Solingen befragt, habe Öçalan sich völlig anders geäußert, so Martsch.

Die Atmosphäre wurde zusätzlich angeheizt durch eine offenbar konzertierte Aktion von PKK-Anhängern, die in Telefonanrufen, Briefen und Faxen an Focus im Lauf der letzten Woche ihrem Ärger Luft machten. Am Freitag besuchten vierzig Kurden unangemeldet die Redaktion und diskutierten mit dem stellvertretenden Chefredakteur Eugen Schwarz. Nach Angaben des Kurdistan-Komitees, der inoffiziellen PKK- Vertretung in Deutschland, soll ihnen Schwarz versprochen haben, Anfang dieser Woche das Band hören zu dürfen. Schwarz behauptet dagegen, er habe nur zugesagt, die Aufnahme von einem unabhängigen Übersetzer prüfen zu lassen.

Mit dem gestrigen Überfall will das Kurdistan-Komitee nichts zu tun haben. Hans Sauber

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