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„Sie drohen, alles in die Luft zu sprengen“

■ Schwierige Verhandlungen mit den Geiselnehmern von München-Nymphenburg

München-Nymphenburg. Ein sonst eher ruhiges Residenzviertel im Westen der Isar-Metropole befindet sich plötzlich im Belagerungszustand. Erste Augenzeugen sprechen von etwa acht jungen Leuten, vermutlich Kurden, die in das rund um die Uhr von der Polizei bewachte türkische Generalkonsulat eingedrungen sind. Bewaffnet mit einer Maschinenpistole, Handfeuerwaffen und angeblich auch mit Sprengstoff, nehmen sie das umzäunte und mit Kameras überwachte Gebäude ein und bringen etwa 25 Geiseln in ihre Gewalt. Die meisten sind Angestellte des Konsulats.

Gegen 10.30 Uhr kommt über Lautsprecher die erste Forderung der Geiselnehmer: „Die Polizeiautos müssen aus dem Sichtfeld, sonst gibt es eine wüste Schießerei.“ Der Kontakt zwischen Polizei und Geiselnehmern läuft unterdessen über Telefon. Kurz darauf gibt es ein erstes Opfer: Ein Mann wird mit einem Herzinfarkt abtransportiert, anschließend entlassen die Eindringlinge eine Frau. Unter Schock sagt sie aus. Die Geiseln seien nicht gefesselt, die Täter würden aber „sehr energisch vorgehen. Sie drohen, alles in die Luft zu sprengen, wenn die Polizei das Gebäude stürmt.“

Der türkische Generalkonsul Kemal Dür, seine Bediensteten und seine Familie können unterdessen aus einem angrenzenden Wohnhaus entkommen. Am frühen Nachmittag haben sich etwa 20 Türken in der Nähe des Tatorts zu einer Demonstration entschlossen. „Das sind kurdische Faschisten“, schreit einer und fordert ein Gespräch mit einem Botschaftsangehörigen. Der Nervenkrieg dauert am Nachmittag noch an: „Wir haben keine Ahnung, wie lange das hier noch dauert“, sagt die Polizei. Ute Marion Schnurrer, München

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