: Ost-Timor-Flüchtlinge im Hungerstreik
■ Ziel: Asyl in Schweden und Finnland
Stockholm (taz) – In Indonesiens Hauptstadt Jakarta haben sieben Flüchtlinge aus Ost-Timor am Mittwoch nachmittag in den Botschaften Finnlands und Schwedens einen Hungerstreik begonnen, um ihrer Auslieferung an die indonesischen Behörden zu entgehen. Zuvor hatten sie Asylanträge gestellt. Die Flüchtlinge – vier Studenten in der finnischen, drei in der schwedischen Botschaft, die sich in demselben Gebäude befindet – gaben unter anderem an, 1991 Teilnehmer einer Demonstration und Zeugen des darauf folgenden Massakers durch das indonesische Militär gewesen zu sein. Sie müßten deshalb mit Verfolgung, Folter und Tod rechnen.
Die Behandlung der Asylanträge ist für Stockholm und Helsinki offenbar ein recht heißes Eisen: grundsätzlich weigern sich beide Länder, Asylanträge überhaupt zu behandeln, werden sie nicht im Land selbst gestellt – das Botschaftsgelände zählt nicht dazu. Finnlands Außenminister Heikki Haavisto legte sich bereits am Mittwoch abend auf ein „Nein“ zu den Asylanträgen fest, während man in Stockholm auf die grundsätzliche Handhabung solcher Fälle verwies. Beide Länder wollen es vermeiden, ihre guten Handelsbeziehungen zu Indonesien zu stören. Andererseits gibt es kaum einen Zweifel, daß die Asylsuchenden tatsächlich mit ernster Verfolgung rechnen müßten, sollten sie an die indonesischen Sicherheitskräfte ausgeliefert werden. Beide Länder hatten zunächst versucht, den Vorgang geheimzuhalten, was mißlang, weil die im australischen Exil lebende Führung der Befreiungsbewegung von Ost-Timor westliche Journalisten informierte, worauf sich amnesty international einschaltete: Man wolle die Angelegenheit auf der noch laufenden UN-Menschenrechtskonferenz in Wien zur Sprache bringen.
Sowohl die Befreiungsbewegung von Ost-Timor als auch amnesty international haben an Helsinki und Stockholm appelliert, die Asylanträge anzunehmen. Reinhard Wolff
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen