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Hans Fallada / Rudolf Ditzen

Der Schriftsteller als Gymnasiast: Rudolf Ditzen war ein Schulversager und Pechvogel, durch einen Unfall, der ihm buchstäblich den Magen zerriß, zusätzlich geschädigt. Auch war er durch die Unfallfolgen von der Tanzstunde ausgeschlossen; später befand er, sein „ganzes Leben wäre anders verlaufen“, wenn er hätte Tanzen lernen dürfen. Mit dem Ausschluß vom Tanzunterricht war auch die soziale Vereinsamung verbunden, also eine länger als üblich dauernde Konservierung der pubertären, verklemmten Unwissenheit, wie man sie um 1910 für Erziehung hielt. Als der Schüler Ditzen mit seinem Freund einen als Duell getarnten Doppelselbstmord inszeniert und als Begründung die unglückliche Liebe der beiden zur Schriftstellerei genannt wird, ruft die Mutter des zu Tode gekommenen Freundes aus: „Gott sei Dank, wenigstens nichts Sexuelles!“

„Sind wir nicht zur Trauer hier geboren?“ dichtete der Schüler. „Ich hatte einstmals Freude, / nun ist sie ganz vorbei, – / Und einmal ist genug: / Wir trugen beid' an einem großen Leid, / Wir sprachen nicht, / nicht ein Wort kam davon von unseren Lippen, / Ja, nicht einmal ein feuchtes Schwingen – / unserer Kehle – verriet, welch Riesenleid / Wir ganz unfaßbar litten.“

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