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Hasengeld und Schweinekohle

■ Zwei Künstlerinnen im Westwerk: „Wir verkaufen unser Geld“

Wertschöpfung im Kapitalismus ist ganz einfach. Man nehme Papier und schneide es in Geldscheingröße, bündele es und male es schwarz an. Das Ganze wird dann als Mafia-Schwarzgeld samt Entfärbemittel für 150.000 Mark zum Kauf angeboten. Zu vermeiden ist es, dabei an einen Zivilfahnder zu geraten. Genau dies passierte einem Ghanesen, der dieses kreativ-dreiste Geschäft vor einiger Zeit ausprobierte.

Künstlerinnen ist die Herstellung eigener Zahlungsmittel schon eher gestattet, verkaufen sie doch auch sonst gestaltetes Papier. Maria Fisahn und Susanne Klippel-Amatosero haben sich über das, was einen Zettel zum Wertpapier macht und den schönen Anschein zum Schein erhebt, ihre Gedanken gemacht. Für drei Tage bieten sie Moneten aller Art feil unter dem Titel Wir verkaufen unser Geld . Kicherebsenwährung, Muschelgeld, schwarze Dollar, falsche Fuffziger, Hasengeld und Schweinekohle können gegen Zertifikate staatlicher Notenbanken im Gegenwert von acht bis 60 Mark eingetauscht werden. Farbgetränkt und goldbedruckt, mit Bezügen weit in die Vergangenheit, künden die kleinen Werke von der Geschichte des symbolischen Tausches. So verweist Hochzeitsgeld, die weibliche Form der Kaurimuschel oder Aufdrucke wie Kamasutra und Juno-Moneta auf den Frauenkauf als einen Hauptzweck des Geldes. Daß kollektive Akzeptanz ausreicht, ein Zahlungsversprechen zum Wertpapier zu machen, zeigten in den 80er Jahren italienische Minischecks als Kleingeldersatz. Die Künstlerinnen bestätigen ihre Arbeiten tautologisch, so entsprechen die Wertzahlen den abgebildeten Erbsen. Die Aufforderung „Zahlen-Zählen“ steht neben dem trostreichen Aufdruck „Geld“, um das Geld als Geld zu erkennen. Das nächste Mal würden Fihsan und Klippel-Amatosero ihr am liebsten in einer offizielle Schalterhalle verkaufen. Für diesmal ist das frische Geld nur noch heute von 15 bis 19 Uhr im Westwerk in der Admiralitätsstraße zu haben. Hajo Schiff

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