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Kunst-Kriegs-Kino

■ ThéÛtre Repère: „Coriolan“ in der Hojo-Halle

Eine um die Schulter, eine über die Beine und eine ganz untenrum, denn von dort kroch die Eiseskälte langsam nach oben. Eingehüllt in die kratzigen Wolldecken vom Bund erfuhr das Publikum quasi am eigenen Leibe, was militärisch-asketisch bedeutet. Coriolan ist ein Soldatenstück. Das zweite der Shakespeare-Trilogie, für die sich das Quebecer ThéÛtre Repère in der „Hojo-Halle“ auf dem AG-Weser-Gelände nun fast schon häuslich eingerichtet hat.

Aus der „Tragödie in fünf Akten“ über Aufstieg und Fall von Roms größtem Kriegshelden Caius Marcius Coriolanus hat der große Bilderzauberer des Repère, Robert Lepage, einen „Film“ gemacht: Mit XXII Szeneneinstellungen, die via Cinemascope ablaufen. In Breitwandausschnitten tummeln sich der stolze Aristokrat Coriolan, der das Volk haßt (Jules Philip), seine machthungrige, furiose Mutter Volumnia (Anne-Marie Cadieux), die aalglatten Volkstribunen, Freunde, Kameraden und Coriolans Gegenspieler Tullus Aufidius, Heerführer der Volsker.

Aufidius und Coriolan liefern sich ihren Kampf sexuell; ins Feld ziehen sie mit Marionetten. Lepage erzählt seine wunderliche Welt mit Licht, Tisch, Spind und Bett, einer römischen Bar als place publique und der Imagination von Radio und TV, von Unwirklichkeit und Künstlichkeit. Spürbar live waren dagegen die lautstark affektierten (modernen) Shakespeare- Wortgefechte im Franko-Kanadischen. Das Publikum hielt sich an den optischen Effekten fest, und an den akustischen. Bühnenmusikerin Louise Simard zog alle Kompressor-Register und trötete die Halle voll. Eine kleine, blaue Wärmflasche wurde vergessen! sip

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