„Bock gehabt“

■ 28jähriger wegen Vergewaltigung zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt

Für die englische Studentin Laura Peters (Name geändert) endete der Abend, der mit einem Konzertbesuch begonnen hatte, im Horror: Auf dem Heimweg wurde sie in der Nacht zum 11. Mai dieses Jahres im Park beim Bismarckdenkmal von Kay-Uwe G. überfallen und vergewaltigt. Der 28jährige ist gestern vom Landgericht Hamburg zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Wegen des gleichen Deliktes saß er bereits 1983 für 18 Monate hinter Gittern. Sein 24jähriges Opfer leidet seit dem Überfall unter Alpträumen und Angstzuständen.

Laura Peters hatte einen vergnüglichen Konzertabend in der Prinzenbar auf dem Kiez verlebt, als sie sich gegen 1.3O Uhr auf den Heimweg machte. Doch ihr Fahrrad streikte, die Kette hatte sich im Hinterrad verklemmt, so daß sie ihr Gefährt schieben mußte.

Am Millerntorplatz passierte es dann: G. sprach die junge Frau zunächst freundlich unter dem Vorwand an, ihr bei der Fahrradreparatur helfen zu können. Doch dann versuchte er, mit dem Rad in Richtung Park zu verschwinden. Laura Peters: „Ich habe das Rad festgehalten.“ Plötzlich sei sie von G. gepackt und mit einem Fußtritt gegen die Beine zu Boden geworfen worden. „Ich habe ihn angefleht, mich in Ruhe zu lassen“, berichtete die 24jährige. Doch der kräftige 1,85-Mann fiel über die zierliche Frau her, entkleidete und würgte sie und zwang sie so, sexuelle Mißhandlungen über sich ergehen zu lassen.

Durch geschicktes Zureden und scheinbare Einwilligung gelang es Laura Peters, den Vergewaltiger immer wieder abzulenken und zu verhindern, daß er ihr schwere körperliche Verletzungen zufügte. Peters: „Ich hatte furchtbare Angst, daß ich ersticke.“ Noch bevor G. zum Samenerguß kam, nutzte Laura Peters dann einen günstigen Moment - Fußgänger kamen vorbei -, stieß G. ihren Ellenbogen in den Bauch und konnte dann den Vergewaltiger mit den Beinen wegstoßen. G. flüchtete, kehrte aber nach zwei Stunden zum Tatort zurück, um sich dann der Polizei zu stellen.

Kay-Uwe G., der von seiner Verteidigerin Ulrike Hamers als „minderbegabt“ eingestuft wird, führt die Tat auf seinen Alkoholismus zurück. An diesem Tag hatte er zudem noch die Zusatzdroge „Rohypnol“ zu sich genommen. G.: „Wenn ich kein Alkohol trinke, bin ich ein ganz normaler Mensch, aber das mit dem Alkohol und den Drogen hat nicht so geklappt.“

G. gab gestern an, zunächst keine bösen Absichten gehabt zu haben und Laura Peters wirklich helfen zu wollen: „Es tut mir leid, was ich gemacht hab'. Ich wollt das nicht, aber der Alkohol hat mir so'n Bock gemacht.“ Seine Reue hilft Laura Peters nichts: „Ich traue mich nicht mehr allein auf die Straße und habe Angst vor Begegnungen.“

Kai von Appen