Zur Wahl genötigt

■ Oper: Umfragemethode stößt auf Kritik

Die vorletzte Woche in der Hamburg Oper unter den Solisten erstellte Umfrage pro oder contra Peter Ruzicka hat bei einigen Mitgliedern des Hauses Verstimmung ausgelöst. Grund des Ärgers: die von den Solisten-Sprechern Ude Krekow und Renate Spingler durchgeführte Abstimmung wurde mit Namensliste und Unterschrift durchgeführt. Selbst Mitglieder, die sich offen für einen Verbleib des Intendanten Ruzicka nach 1997 ausgesprochen hätten, störten sich an dem Vorgehen, bei dem das künstlerische Personal individuell zu einer Stellungnahme genötig wurde. Krekow erklärt das ungewöhnliche Vorgehen mit der Eile, die angeraten schien, um für die Aufsichtsratssitzung vom 28. Januar, bei der der Tagesordnungspunkt „Berufungsverhandlung“ anstand, ein Votum der 45 Solisten parat zu haben. Deswegen habe er die teilweise aushäusigen Solisten telefonisch befragt und mit der Unterschrift nur eine schriftliche Versicherung einholen wollen, „die niemand zu Gesicht bekommen wird“, so Krekow.

Der vielfach aus der Hamburg Oper mit vollstem Recht geäußerte Wunsch nach demokratischer Transparenz bei der Berufung der zukünftigen Führungsspitze diskreditiert sich mit solchen Aktionen ein wenig selbst. Denn jene Solisten, die sich eine Zusammenarbeit mit Johannes Schaaf, dem Favoriten der Kultursenatorin Weiss, durchaus vorstellen könnten, kommen zwangsläufig in den Gewissenkonflikt, daß man unter der momentanen Leitung noch drei Jahre am Hause arbeiten möchte. Das Ergebnis dieses Votums, (43 Pro-Ruzicka-Stimmen), kann so gesehen eigentlich nicht ernst genommen werden. Eine neuerliche, diesmal geheime Abstimmung pro oder contra Schaaf, die von einem bekannten Tenor des Ensembles initiiert wurde, wird nun dieser Tage durchgeführt. Till Briegleb