: Sleep and eat in Bremen
■ Kind flügge, Kinderzimmer verwaist? Agentur vermittelt Bed and Breakfast
„Bed & Breakfast“ wollte Helmut Heyne seine Geschäftsidee eigentlich nennen, doch für diesen Begriff gibt's Titelschutz.
Also verzichtete Heyne auf den schönen Stabreim und nannte seine Agentur – tageweise Zimmervermittlung mit Frühstück und, wenn gewünscht, familiärem Anschluß an den Vermieter – „Sleep & Eat“. 50 Mark soll ein Einzelzimmer mit Frühstück kosten, 65 ein Doppelzimmer. 15 bzw. 20 Mark davon bleiben für Heyne als Provision übrig. Ob Heyne, der „Sleep & Eat“ zusammen mit einem Kompagnon betreibt, davon leben können wird, weiß er auch noch nicht. Von Berufs wegen Techniker, zur Zeit arbeitslos, ist er in Sachen Agentur eher unbeleckt.
Doch warum sich nicht mal in Dienstleistung ausprobieren? Wie viele Zimmer er schon in der Kartei hat, will Heyne nicht sagen. Doch in der City, in Findorff und Walle und auch in Lilienthal hat er schon VermieterInnen gefunden, die bereit sind, leerstehene Zimmer im Haus oder der Wohnung an Gäste zu vermieten.
„Wohnlich“ müssen die schon sein, Zimmer mit „sechs Quadratmetern im Keller ohne Fenster“ bietet „Sleep & Eat“ nicht an. In „langen Gesprächen“ habe man sich überzeugt, daß die VermieterInnen keine übellaunigen Kratzbürsten sind, die nur bequem ein paar Mark nebenher verdienen wollen.
Ob allerdings in Bremen genug Gäste auflaufen, die den Umweg über die Agentur gehen wollen, um eine oder zwei Übernachtungen zu buchen, darf bezweifelt werden. Selbst wenn man zum liebevollgekochten Frühstücksei noch die Probleme der Wirtin serviert bekommt. Nur „10 bis 20 Leute im Monat“ rufen bei der Mitwohnzentrale in der Humboldtstraße an, um kurzfristig unterzukommen. Bremen sei schließlich weder Messe- noch Weltstadt, sagt Geschäftsführer Rolf Poppe, der den Bremer Markt seit neun Jahren kennt. Für 35 Mark bekommt man in der Mitwohnzentrale schon ein Zimmer mit Frühstück in Citylage. Und bei der Konkurrenz „Schneckenhaus“ vermittelt man kurzfristige Zimmerwünsche erst gar nicht: Die Nachfrage ist zu gering.
„Sleep & Eat“-Betreiber Heyne ist trotzdem zuversichtlich, daß so mancher den persönlichen Kontakt dem anonymen Hotelzimmer vorzieht. Auf einer England-Reise ist ihm die Idee gekommen; dort bieten die „Bed & Breakfast“-Häuser bekanntlich eine deutlich preisgünstigere Alternative zu den Hotels. Und die seien ja auch hierzulande recht teuer.
Noch befindet sich „Sleep & Eat“ freilich im Wartestand. Gäste haben sich noch nicht gemeldet, und auch die bisherige Liste der AnbieterInnen versteht sich noch als „Grundstock“, so Heyne. Der Konkurrenzkampf mit Hotels, Pensionen und Mitwohnzentrale – bereits Mitglied im Verkehrsverein und Kooperationspartner mit der Uni und dem Bremer Theater – verspricht hart zu werden. Mu
Kontakt: „Sleep & Eat“;
59 23 03.
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