piwik no script img

Wolken überm Sonnenland

■ Billstedt: Stadtteilprojekt droht Kürzung

Im Billstedter Sonnenland droht sich die Sonne zu verdunkeln: Dem einzigen Stadtteilprojekt vor Ort sollen die Honorargelder gekürzt werden. Das entschied der Jugendhilfeausschuß Mitte unter Vorsitz von Johannes Kahrs. Am Montag soll die Entscheidung darüber fallen, ob im Gegenzug neu beantragte Gelder bewilligt werden. Andernfalls müßte das Projekt künftig mit 10.000 Mark weniger auskommen. Die Jugendlichen im Stadtteil ständen ohne Musiklehrer da.

Die Großraumsiedlung Sonnenland in Billstedt ist ein „Brennpunkt im Brennpunkt“. So titulierte der Hamburger Armutsbericht das Quartier 1992. Kleiner Lichtblick in der Freizeit ist für viele Kids das „Projekt Sonnenland“mit der dazugehörigen „Musikkate“: Dort gibt es Übungsräume für Bands. Ein Musiklehrer bietet Unterricht an der Gitarre, am Baß, Schlagzeug oder im Gesang.

Johannes Kahrs ist das zuviel des Guten: Das „Sonnenland“sei ein älteres Armutsquartier, in dem bereits einiges für die Jugendlichen getan werde. Andere Stadtteile hätten erst jüngst Bedarf an Jugendarbeit angemeldet, begründet er seine „Umschichtungen“.

Für das Sonnenland bedeutet das 10.000 Mark weniger und damit einen Honorartopf, der nur noch halb so voll sein soll wie im Vorjahr. 1996 bewilligte der Bezirk Mitte noch 25.000 Mark. Um die Verluste aufzufangen, beantragte das Projekt nun genau 8.800 Mark Honorar für den Musiklehrer neu. Das Jugendamt, so dessen Vertreter im Jugendhilfeausschuß Jörg Poschinski, befürwortet die Zahlung.

Mit seinen Geldsorgen steht das Projekt Sonnenland nicht alleine da. Auch der „Gemeinwesenarbeit St. Pauli“will Kahrs an den Topf. Ihr sollen bis Ende des Jahres die Stelle für Jugendarbeit und eine weitere für den Bereich Suchtprävention gekürzt werden. Kahrs: „St. Pauli und das Sonnenland sind gut versorgt.“ Elke Spanner

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen