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■ SoundcheckGehört: Blur

Gehört: Blur. Da können die Siebtkläßler in den ersten Reihen der ausverkauften Großen Freiheit noch so hell und heiser „Damon“kreischen, der Typ da oben auf der Bühne mit diesen immer etwas übertrieben funkelnden Augen gibt nicht nach. Der setzt sich erstmal provozierend auf einen Hocker, um diesen mächtigen Akkord zu spielen, der sich durch den aktuellen Hit „Beetlebum“fräst. Nein, den Popstar will Damon Albarn, der neulich mal ein paar Minuten in Island innere Einkehr gehalten hat, nicht geben, und seine Band Blur soll auch kein Britpop mehr sein. Doch das Quartett ist nur Teil eines selbst angezettelten Zeitvertreibs, in dem die Verweigerung eine unterhaltsame Form von Affirmation darstellt. Ein bißchen unreif ist das vielleicht, aber langweilig auf keinen Fall.

Damon kann sich für die eine oder andere Nummer – Achtung Kontemplation! – auf den Stuhl setzen oder sich nach Art eines New Yorker Hatecore-Musikers muskelberstend ans Mikro stemmen, noch immer wird der kleinste Handschlag bei ihm zur großen Geste. Das ist Pop, ganz klar. Britpop, hundertprozentig. Ackern sich seine drei Freunde – und die Mietmusiker irgendwo in den dunklen Ecken der Bühne – auch durch eine Vielzahl von Idiomen, vom trickyesken TripHop in „Death Of A Party“zum superschnellen Punkklopfer „Chinese Bombs“, der Harmonie gehen sie niemals verlustig. So recken Blur live wie auf Platte ihre Hälse nach Amerika – und finden, wieder einmal – die Beatles. Aber das geht in Ordnung, schließlich haben auch die Beatles einst ihre Hälse in diese Richtung gereckt, um danach ihre schönsten Pop-Alben aufzunehmen. Hat alles schon Tradition und also nichts zu tun mit Revolution.

Schön ist's aber schon. Vor allem der Zugabenteil, wo Blur, einfach so, sechs ihrer besten Songs spielen – als müßten sie nicht noch schnell in die Fernseh-Show von Heike Makatsch jetten oder zu irgendeiner anderen wichtigen Veranstaltung. In dieser lockeren Atmosphäre wird ein interessantes Schlaglicht auf den Kulturtransfer der Band geworfen. Da berichten Blur erst zu den federnden Big Star-Riffs in „Look Inside America“von ihren befremdlichen Erfahrungen in der Neuen Welt, um mit „Parklife“im Kinks-Stil ihre Hymne auf die Alte anzustimmen. Weil: Zu Hause ist es immer noch am schönsten. Und manchmal mußt du eben weit reisen, um das herauszufinden.

Christian Buß

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