: „Wir erleben das Ende einer Epoche“
■ Zum Architektentag im Juni 2.000 Teilnehmer erwartet
Die neue Architektur Berlins markiert nach Ansicht des Präsidenten der Berliner Architektenkammer, Cornelius Hertling, das Ende einer Epoche. Standen in den vergangenen Jahrhunderten seit der Renaissance Ästhetik und Struktur im Vordergrund, gelte heute eine verwirrende Vielzahl von Konzepten und Ideen. Eine von ihnen sei das „ökologische Bauen“, meinte Hertling am Freitag.
Die Berliner Architektenkammer richtet den nächsten Deutschen Architektentag aus, der vom 12. bis 14. Juni in der Bundeshauptstadt stattfindet. Erwartet werden rund 2.000 Teilnehmer aus dem gesamten Bundesgebiet.
Erstmals werden die rund 90.000 Architekten Deutschlands mit einem eigens erstellten Buch zu der alle drei Jahre stattfindenden Konferenz eingeladen. Das Buch zum Kongreß mit dem Titel „Die Zukunft der Baukultur“ fächert am Beispiel Berlins „die unerhörte Fülle von Themen und Ereignissen in der Architektur“ (Hertling) auf.
„Es ist nötig, zur Baukultur in dieser Stadt das Maul aufzureißen“, meinte er. So habe die Kammer gegen die „Kulturuntat“ gekämpft, Günter Behnischs Glasfassade für den dort geplanten Neubau der Akademie der Künste am klassizistischen Pariser Platz zu verhindern. Behnischs Entwurf soll jetzt etwas modifiziert gebaut werden.
Nicht verhindert werden konnte hingegen die 120 Meter lange und 15 Stockwerke hohe Bebauung hinter dem „Cafe Kranzler“ am Berliner Kurfürstendamm. „Wir werden uns noch wundern, was da hingeklotzt wird“, meinte der Kammerpräsident.
„Wir kämpfen dafür, daß Berlin in seiner Kompaktheit bestehen bleibt und nicht nach Brandenburg hinein zerfasert“, nannte Cornelius Hertling einen weiteren Schwerpunkt der Arbeit. „Es ist vorbei mit der Abrißpolitik in Berlin“, freute er sich vor Journalisten. Das Staatsratsgebäude gegenüber dem Palast der Republik werde nicht abgerissen, sondern zunächst Übergangsdomizil für das Bundeskanzleramt.
Die Eröffnung des Deutschen Architektentags mit Bundesbauminister Klaus Töpfer (CDU) findet am Donnerstag, dem 12. Juni, auf dem Sockel des abgerissenen Kaiser-Wilhelm-Denkmals auf dem Schloßplatz in Berlin-Mitte statt. Dem Architektentag wird ein „Tag der Architektur“ am Sonntag, dem 15. Juni, angehängt. In allen Stadtteilen sollen interessante Häuser vorgestellt werden, unter anderem die SPD-Bundeszentrale, das Lindencorso, das Jüdische Museum und die Büro-„Zitrone“ an der Stadtautobahn Halensee. dpa
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