Jetzt wird wieder gehustet

Ozon-Belastung schon bei 153 Mikrogramm. Neue Studien belegen: Ozonsmog fördert Asthma und Allergien. Hamburg und Schleswig-Holstein fordern schärferes Gesetz  ■ Von Achim Fischer

Der Sommersmog nimmt Anlauf. In der vergangenen Woche stiegen die Ozon-Werte auf 153 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft und stellten damit reizende Zeiten in Aussicht. Ginge es nach Greenpeace, hätten viele ihr Auto bereits stehen lassen müssen. Geht es aber nicht. Also durften alle fahren. Ginge es nach den Umweltministern von Hamburg und Schleswig-Holstein, hätten Tempolimits kurz bevorgestanden. Die beiden Länder setzen sich jetzt für schärfere Bestimmungen ein.

Nach den Bonner Bestimmungen wird ein generelles Fahrverbot erst ab 240 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft ausgesprochen. Dieser Wert ist zu hoch, kritisieren unisono Greenpeace und mehrere Bundesländer. Und: Dieser Grenzwert läßt sich auch noch locker umkurven – etwa mit einem Kat unter dem Bodenblech oder, weit günstiger, einem Paar Badelatschen auf der Heckablage (s. Kasten).

„Das Ozongesetz von Bundesumweltministerin Merkel ist völlig untauglich“, schimpfte denn auch Kiels Umweltminister Rainder Steenblock (Die Grünen). Und legte dem Bundesrat einen eigenen Gesetzentwurf vor. Darin fordert er, den Grenzwert für Fahrverbote von 240 auf 180 Mikrogramm zu senken. Zahlreiche Ausweichmöglichkeiten (zum Beispiel die mit den Badelatschen) möchte er streichen. Lediglich BesitzerInnen schadstoffarmer Wagen dürften noch fahren, allerdings langsamer: Pkw mit Tempo 80, Lkw mit 60.

Steenblock verweist auf jüngste Erkenntnisse der Umweltmedizin: „Asthma- und Allergieerkrankungen werden bei höheren Konzentrationen des Atemgiftes Ozon gefördert. Die steigenden Erkrankungszahlen machen ein entschiedenes Handeln und Durchgreifen unerläßlich.“

In den letzten fünf Jahren hat es einen Meinungsumschwung in der Wissenschaft gegeben, so Karsten Smid, Ozon-Experte bei Greenpeace: Die Mediziner stellten fest, daß steigende Ozon-Werte nicht nur die Leistungsfähigkeit der Menschen mindert. Sie registrierten auch Entzündungen in den Lungenkanälen, die Asthma und Allergien fördern können. Greenpeace wertete 50 Studien der vergangenen zwölf Monate aus. Ergebnis: „Es besteht eindeutig ein Zusammenhang zwischen Ozonsmog, Asthma und Allergien. Besonders geschädigt werden Kinder.“

Die Bundesgesundheitsministerin Angela Merkel (CDU) hält den Grenzwert von 240 Mikrogramm nach wie vor für ausreichend. Bundesarbeitsminister Norbert Blüm (CDU) dagegen empfiehlt, ab 180 Mikrogramm bei Arbeiten im Freien Pausen einzulegen oder ganz aufzuhören.

Nach Ansicht der Weltgesundheitsorganisation können Gesundheitsschäden bereits ab 120 Mikrogramm auftreten – der Wert, den auch Smid „eigentlich“als Grenzwert für Fahrverbote fordert. Als „politisch realistische Lösung“aber stimme Greenpeace auch einem Grenzwert von 180 Mikrogramm zu.

Die Hamburger GAL-Fraktion fordert die Bürgerschaft auf, der Kieler Bundesratsinitiative zuzustimmen. Die Umweltbehörde aber will dem Vorschlag nur teilweise folgen. Sie fordert ebenfalls ein Tempolimit ab 180 Mikrogramm Ozon, Fahrverbote aber erst ab 210 Mikrogramm. „Diese 210 Mikrogramm entsprechen nach den neuen, verfeinerten Meßverfahren den früheren 240 Mikrogramm“, sagt Behördensprecher Kai Fabig. Beide Maßnahmen – Tempolimit und Fahrverbot – habe die Behörde schon vor zwei Jahren gefordert. „Und da bleiben wir auch bei.“