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Raumlichtgleitend

■ Aachen – Hotel Quellenhof 22. Juni 1992: Fotografien von Bettina Bach

Was hat ein einzelner Schuh auf einer Landstraße verloren? Wie kommt er dahin und vor allem, wie ist es weitergegangen ohne ihn? Für Bettina Bach sind Gegenstände und Blickweisen – wie in der Geschichte mit dem Schuh – vor allem jenseits der gewöhnlichen Platzverteilungen wichtig und interessant. Dort, wo sie nicht als integrales Arrangement und auf kompletter Bedeutungsebene funktionieren.

Mit der Ausstellung Aachen – Hotel Quellenhof 22. Juni 1992 zeigt die junge Hamburger Künstlerin jetzt erstmals eine ihrer Arbeiten öffentlich: zehn auf Leinwand gezogene Fotografien, die im Rahmen des Art-Projektes in der Gänsemarkt-Passage zu sehen sind.

Es sind Bilder, die für den Betrachter unvermittelt und selbstverständlich die Situation einer Familienfeier ergeben: Verwandte um eine Festtafel, unscharf und diffus in Gestalt und Kontur, im Gespräch, einander zu- oder abgewandt. Glitzernde Weingläser, das Kerzenlicht am Rand und der bis zur Unkenntlichkeit verhuschte Arm eines Kellners. Die Bilder, die in einem Format von fast zwei mal zwei Metern die Grenzen der Gegenstände auflösen, die Blumenschmuck und Porzellan ineins mit dem weißen Tischtuch verschwimmen lassen, geben dem Betrachter keine definiten Weisungen. Sie sind unprätentiös und großzügig und lassen in ihrer, wie Bettina Bach sagt, „körperhaften Ausdehnung“Raum genug für die jeweils eigenen Familiengeschichten.

Ob liebe Verwandtschaft oder kühle Distanznahme, für sie sei das eine völlig unwesentliche Frage. Bach ist im Gegenteil davon überzeugt, daß es gerade der Verzicht auf solche Definitionen und feste Formate ist, der die Szenen so nah an die Phantasie der Betrachter heranholt. Hier wird, so betont sie, nicht dokumentiert – schon gar nicht die Erinnerung an den 80sten Geburtstags ihrer Großmutter.

Bettina Bach, die lange und intensiv gemalt und immer wieder, wie sie sagt, „im Bild“gearbeitet hat, nimmt mit dieser Ausstellung eine sehr entspannte Perspektive ein. Quasi raum- und zeitgleitend überläßt sie die Bilder „sich selbst“– nimmt Abstand von jedem Zeigegestus und läßt es gut sein.

Elisabeth Wagner

bis zum 26. Juli, Gänsemarkt- Passage

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