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Pobacke an Pobacke

■ Stadtentwicklungssenator Mirow schafft 26.000 Wohnungen durch Verdichtung

Die Stadt fährt eine umweltschonende Schiene beim Wohnungsbau: Anstatt immer mehr der knappen Grünflächen für Siedlungen zu opfern, sollen die Menschen in Hamburg künftig enger beieinander leben. „Nachverdichtung“heißt die Vokabel, die Stadtentwicklungssenator Thomas Mirow (SPD) gestern die Presse lehrte und auch sogleich in Zahlen übersetzte: 26.000 Wohnungen an 130 Standorten könnten in den kommenden zehn Jahren in Hamburg durch Zumauern von Baulücken in bestehenden Wohnquartieren, durch Dachgeschoßausbau oder durch Erschließung freiwerdender Flächen von Bundeswehr, Post oder Bahn geschaffen werden.

Das habe, so Mirow, eine Studie im Auftrag der Stadt ergeben. Das „Potential“erstrecke sich quer über die Stadt. Er gehe aber davon aus, das „nicht alles, was realisierungsfähig ist, auch tatsächlich umgesetzt“werden könne, sondern bestenfalls 23.000 Wohnungen. Denn „leider“sei die Akzeptanz bei den Menschen vielerorts nicht sehr groß, wenn der sonnige Wohnzimmerausblick auf die verwilderte Baulücke plötzlich mit einem mehrstöckigen Neubau verstellt werden soll. Mirow fordert die Bevölkerung deswegen auf, sich frühzeitig an den Planungen zu beteiligen. „Wer es nicht macht, bestraft sich selbst.“

Auf bereits geplante Großwohnsiedlungen auf der grünen Wiese wie in Oberbillwerder oder Neugraben-Fischbek will Mirow zum Ärger der GAL dennoch nicht verzichten: „Die brauchen wir.“Bevölkerungsstatistiker prognostizierten einen Bedarf von rund 60.000 neuen Wohnungen bis zum Jahr 2008 in Hamburg. „Das hängt natürlich von der Zuwanderung und der Entwicklung der Kaufkraft ab“, räumte Mirow ein.

„Scheinheilig“nennt die GAL-Politikerin Heike Sudmann diese Pläne der Regierung. Der Senator habe sich einfach „die langjährige GAL-Forderung nach innerstädtischer Nachverdichtung“auf die Fahnen geschrieben. Der Verzicht auf weitere Großwohnghettos sei sehr wohl möglich und zudem kostengünstiger. Heike Haarhoff

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