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Per Datenbank auf Spurensuche

■ Morgenstern-Museum eröffnet einmalige Auswanderer-Datenbank

Mark Marquardt weiß fast gar nichts über die Herkunft seiner Vorfahren. „Mein Großvater ist wohl irgendwann im vergangenen Jahrhundert mit einem Auswandererschiff von Europa nach Amerika emigriert“, erzählt der zur Zeit im Landkreis Cuxhaven wohnende US-Bürger. Vielleicht stamme er aus Vorpommern oder wegen des „qu“im Familiennamen aus dem französischen Elsaß. Sicher sei nur, daß alle Nachforschungen ein abruptes Ende fanden.

So wie Marquardt ergeht es wahrscheinlich vielen Menschen auf beiden Seiten des Atlantiks: Sie wissen nicht, wer ihre Vorfahren sind. Das Morgenstern-Museum in Bremerhaven will daher mit einer bisher in Deutschland einmaligen Auswandererdatenbank mehr Licht in die verschlungenen Wege der deutsch-amerikanischen Auswanderung bringen. „Immerhin waren Bremen und Bremerhaven für etwa sieben Millionen Emigranten die letzten Stationen auf ihrem Weg in die Neue Welt“, so Museumsdirektor Alfred Kube.

Die Datenbank ist Teil eines Projektes der Weltausstellung Expo 2000 in Hannover. Beteiligt sind das Deutsche Schiffahrtsmuseum in Bremerhaven, das Bremer Überseemuseum und die Einrichtung „Routes to the Roots“, die mit Sonderausstellungen und Erkundungen vor Ort die Auswanderungsgeschichte darstellen sollen.

Derzeit befindet sich die Datenbank allerdings noch in den USA am Zentrum für Migrationsforschung der Universität von Philadelphia, erläutert Kube. Dort werden alle vorhandenen Personalangaben von über vier Millionen Auswanderern aus Deutschland in der Zeit von 1850 bis 1893 aus unzähligen Schiffs- und Passagierlisten eingearbeitet. Den größten Anteil stellen dabei die über Bremerhaven ausgewanderten Menschen. Kube rechnet noch für Herbst mit der Aufstellung der Anlage in seinem Museum. „Das bedienungsfreundlich ausgestaltete Multimedia-Programm wird eine einmalige Fundgrube vor allem für Familienforscher und Historiker“, schwärmt der Direktor.

„Das ist noch ein weites Feld, das wir beackern müssen“, meint dazu Fördervereinsmitarbeiter Horst Rößler von der Universität Bremen. Die deutsche Amerika-Auswanderung sei vornehmlich ein Phänomen des 19. Jahrhunderts gewesen. Rund 90 Prozent der Migranten - etwa 6,7 Millionen – strebten in die nordamerikanische Republik. Neben Briten und Iren besiedelten in erster Linie die Deutschen die Neue Welt, unterstreicht Rößler. Hagen Haastert, dpa

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