: Aus der Schlammlache in die Familie
■ Mythos, der läuft und läuft und läuft: „Käfer: der ErFolkswagen“im Museum für Kunst und Gewerbe
Sie haben noch keine Idee für ihren nächsten Betriebsausflug gefunden? Wie wär's denn mit einem kleinen „Käferstündchen“? Das Museum für Kunst und Gewerbe bietet „exklusive Nostalgie Abende“in der neueröffneten Ausstellung zum VW Käfer: der Erfolkswagen an. Bei Sekt und Schnittchen ungezwungen über das deutsche Wirtschaftswunder plaudern. Der erste Wagen, die erste Liebe ... Erinnerungen gibt's mindestens so viel wie Pannen auf der Autobahn.
Der Volkswagen ist ohne Zweifel ein Stück deutscher Geschichte. Hitler propagierte Mitte der 30er Jahre den Mythos von unbegrenzter Mobilität und Dynamik für jedermann. Tatsächlich wurden in den ersten Volkswagenfabriken jedoch kriegstaugliche „Kübelwagen“hergestellt; einen Zivilkäfer erhielten nur wenige Parteifunktionäre. Nach dem Krieg wurde das Stromlinienfahrzeug der 30er zum Exportschlager nach Amerika. Erst in den 50ern entwickelte sich der Käfer langsam zum treuen deutschen Familienbegleiter. Heute wird der Wagen nur noch in Mexiko produziert.
Mit zahlreichen Werbeplakaten, Automodellen, Archivmaterial und Kuriositäten sollen in der Ausstellung „Nutzen, Alltag und Mythos“des Käfers dokumentiert werden. Im Innenhof des Museums wird seine Erfolgskurve anhand von seltenen Originalfahrzeugen demonstriert: chronologisch geordnet stehen sie auf einer steil nach oben gerichteten Rampe. Während das Kriegsmodell sich noch aus einer Schlammlache im Dunkeln kämpfen muß, befindet sich der von den Alliierten unterstützte „Kommandeurwagen“bereits im Aufwärtskurs. Sein Vorderteil durchbricht die Ausstellungswand und auf der anderen Seite wird es Licht: Das Standardmodell. Ganz oben auf der Rampe scheint der Filmheld „Herbie“gerade abzuheben. Seine beiden vorderen Räder schweben bereits über dem Abgrund.
Und wie geht es hinter dem Abgrund weiter? Ozonkollaps in den Großstädten? Drei-Liter Motor? Solarenergie? Nein – die Zukunft wird in Gestalt eines Käfer-Nachfolgemodells präsentiert. Der new beetle, auch wenn er erst 1998 auf den Markt kommt, ist eigentlicher Höhepunkt der Ausstellung. Dabei sieht der Neue weder aus wie ein Käfer noch soll er ein Jedermann-Auto sein. Als „fun car“ist er für die „Movegeneration“konzipiert. Doch wer mag da schon so streng sein. Schließlich geht's hier um den Mythos – und der läuft und läuft und läuft. Julia Lee
bis 30. September, Museum für Kunst- und Gewerbe
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