piwik no script img

Aus heutiger Sicht: Nein

■ Regierender dementiert matt eine Senatsumbildung. Spekulationen

Kohl ist nicht Diepgen. Der Dicke aus Bonn spricht gern Machtworte. Der Blasse aus Berlin ist eher ein moderierender denn ein Regierender Bürgermeister. Dennoch haben nun beide das gleiche Problem: Alle spekulieren über eine Umbildung ihrer Kabinette.

Was Kohl durch tagelange Machtworte nicht stoppen kann, das hat der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen gestern durch seine wachsweichen Alles- und-nichts-Aussagen erst losgetreten. Der grüne Fraktionssprecher Wolfgang Wieland wollte in der gestrigen Plenarsitzung lediglich wissen, wann die – vom Koalitionsausschuß beschlossene – Reduzierung des Senats auf acht SenatorInnen denn in Kraft treten solle. Da antwortete Diepgen, der Senat werde in dieser Besetzung bis zum Ende der Legislaturperiode (1999) arbeiten.

Ob es SenatorInnenwechsel geben werde, ob Demissionen geplant seien, war die Frage freilich nicht. Im Rund des Abgeordnetenhauses wurde es mucksmäuschenstill. Wo Diepgen das Thema aufgebracht hatte, fragte Wieland auch nach, wie es denn mit einer Senatsumbildung stehe. Darauf Diepgen, noch weicher: Wieland könne davon ausgehen, „daß sich, aus heutiger Sicht, auf absehbare Zeit nichts ändern wird“. Das klingt verdächtig nach einer bevorstehenden Änderung im Senat. Wen könnte es treffen?

Elmar Pieroth (CDU) vielleicht, der kluge, aber glücklose Wirtschaftssenator. Wie ein Handlungsreisender putzt er Klinken in aller Welt – und bringt außer Geschenken für seine Frau nichts mit an die Spree zurück. Das stinkt nun sogar Parteifreunden.

Oder Ingrid Stahmer (SPD), die vom Thron der Bürgermeisterkandidatin tief hinabstürzte auf den Schleudersitz „Schule, Jugend, Sport“. Ihr Ressort ließe sich zudem gut dem von Arbeitssenatorin Christine Bergmann (SPD) zuschlagen. Es darf spekuliert werden, denn Machtworte spricht Diepgen nicht. cif

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen