■ Kommentar: Nahverkehr im Stau
Die Unternehmen des öffentlichen Nahverkehrs sitzen in der Klemme. Der ÖPNV ist und bleibt ein Zuschußgeschäft. Trotzdem verlangt die Politik von den Unternehmen, bei immer weniger Zuschüssen die Standards zu halten oder gar zu verbessern. Daß die Unternehmen daran scheitern, ist absehbar.
Bis Ende der 80er Jahre gab es eine andere Philosophie, die der Masse: Mit billigen und guten Angeboten versuchte man etwa mit der Umweltkarte der BVG möglichst viele Menschen als Kunden zu gewinnen. Von dieser Politik – große finanzielle Vorleistungen, die sich mittelfristig auszahlen – sind die Nahverkehrsunternehmen in Zeiten schwindender Zuschüsse abgekommen. Nun krallen sie sich an ihrer Stammkundschaft fest. Das bringt kalkulierbare Einnahmen, ist aber kurzsichtig: Denn wer es sich irgendwie leisten kann, wird vom teuren und unattraktiven ÖPNV wieder aufs Auto umzusteigen. Der ÖPNV bleibt beim Verliererimage, und Auto-Umsteiger gewinnt man nicht. Die treuesten Kunden des ÖPNV zahlen damit die Zeche für die Einfallslosigkeit der Unternehmen und die Pleite der öffentlichen Hand. Das Ziel, Mobilität umwelt- und menschgerechter zu gestalten, bleibt so im Stau stecken. Bernhard Pötter
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