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Dienstleister, vereinigt euch!

■ Chefs der Gewerkschaften Post, Medien und HBV beschließen enge Kooperation. Später neue Gewerkschaft

Auf die Dienstleistungsgesellschaft folgt die Dienstleistungsgewerkschaft. Gestern einigten sich die Berliner Vorsitzenden der Gewerkschaft HBV, der Deutschen Postgewerkschaft (DPG) und der IG Medien, dem bislang nur intern diskutierten Verbund ihrer Gewerkschaften zuzustimmen. Auf Bundesebene wird über den Verbund-Vertrag Anfang November entschieden.

Der Vertrag ist der erste Schritt zu einer zukünftigen Fusion der Gewerkschaften, in der auch die Multimediabranche endlich eine Vertretung finden soll. Denn bislang ist für die Beschäftigten dieser Branche unklar, wer Tarifverträge durchsetzen soll und arbeitsrechtliche Verpflichtungen der Arbeitgeber aushandelt.

„Multimedia-Dienstleistungen gehören zu uns. Notfalls muß ein Gericht über die Zuständigkeit entscheiden“, erklärte der Berliner HBV-Vorsitzende Manfred Birkhahn. Zwischen den Gewerkschaften herrsche inzwischen Kanibalismus: „Jeder erklärt sich für alles zuständig, nur um neue Mitglieder zu bekommen.“ Doch der offene Streit, wer die neuen DienstleisterInnen des riesigen Telekommunikationsmarktes etwa bei Mannesmann/E-Plus oder Vebacom gewerkschaftlich vertreten soll, steht erst noch bevor. Denn traditionell waren in diesen Konzernen die Metall-, Chemie- und Energiegewerkschaften vertreten.

Grund für die verschärfte Konkurrenz unter den Gewerkschaften ist auch ihre finanzielle Schwäche. Die Zahl ihrer Mitglieder hat sich rapide verringert. „Jeder der seine Arbeit verliert, überlegt dreimal, ob er weiter Gewerkschaftsbeiträge zahlt“, so Birkhahn. Dabei stellt er eine katastrophale Entwicklung im Berliner Dienstleistungsgewerbe fest: „Beschäftigte in Handelsketten wie Aldi müssen zwölf Stunden täglich und mehr arbeiten, und Tarifverträge werden ganz selbstverständlich unterlaufen.“ In der Multimediabranche könne indessen von gewerkschaftlicher Organisation noch keine Rede sein könne.

Der Verbund-Vertrag wird diese Zustände nicht allzu schnell ändern. Das dreizehnseitige Papier beinhaltet zwar, daß zukünftig gemeinsame Arbeitsgruppen gebildet werden, die die Verbundgewerkschaften vertreten. Auch ein gemeinsames Büro von DPG, HBV und IG Medien soll gegründet werden, um den Multimedia- Bereich gewerkschaftlich zu organisieren. Jedoch liefert der Vertrag keine Antwort auf dringende Fragen, wie bei sinkenden Mitgliedereinnahmen der gewerkschaftliche Organisationsgrad überhaupt aufrechterhalten werden kann.

Laute Kritik darum von den Berliner Gewerkschaftsvorständen: Völlig unklar sei, wie in einem Verbund die Mitgliedsbeiträge zukünftig verteilt würden.

Außerdem hätten die Bundesspitzen der drei Gewerkschaften bislang jegliche öffentliche Diskussion über den Dienstleistungsverbund schlicht versäumt. Peter Sennekamp

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