„So einfach geht das“

■ Firmenschau „Arbeit und Ausbildung rund um den Bremer Flughafen“/ 20 Firmen präsentieren sich dem lehrstellenunterversorgten Nachwuchs

Katrin hatte Berufsberater Detlef Stüwe vom Bremer Arbeitsamt schon oft besucht. Einen Ausbildungsplatz zur Frisörin wollte sie „unbedingt haben“. Gut, daß sie gestern auf der Schnupperbörse "Arbeit und Ausbildung rund um den Flughafen Bremen“war: Berufsberater Stüwe „schleppte sie“nach eigener Aussage „gleich zum Frisörladen hier im Flughafen“: „Jetzt hat sie eine Lehrstelle. So einfach geht das“, sagt der beglückte Berufsberater.

Dabei sollten auf der Infobörse des Arbeitsamtes eigentlich „ganz neue Berufsfelder präsentiert werden“, erzählt Projekt-Koordinator Rolf Fenske vom Arbeitsamt. Schließlich sollen laut Wirtschaftsförderungsgesellschaft in den nächsten drei Jahren bis zu 2.000 neue Arbeitsplätze rund um den „Airport Bremen“aus dem Nichts erwachsen. Vor allem im „flughafenorientierten Dienstleistungsbereich“, wie WfG-Mitarbeiter Michael Quast sagt. Grund genug, schon jetzt auf einer Infobörse 20 Firmen vorzustellen – und dazu den lehrstellenunterversorgten Nachwuchs per Rundschreiben an alle Schulen einzuladen.

Fast 1.000 SchülerInnen belagerten gestern die Infostände. „Telefon-Agent – ihre neue Aufgabe“, stand da zum Beispiel in großen Lettern vor dem Stand des Arbeitsamtes. Gerade ist die „Fly Line“an den Flugehafen gezogen – und sucht TelefonistInnen, die mit Knopf im Ohr Flüge für die „Deutsche British Airways“-Fluglinie vermitteln. Drei türkische Jugendliche sitzen am Infoschalter und warten auf Auskünfte . Eine Frau drängelt sich vor. „Ich informiere die drei mal kurz, das wird schnell gehen“, sagt die Beraterin zu ihr. „Höchste Priorität“für den Job in den neuen Call-Centers von Reiseunternehmen oder Banken sei „reinstes Hochdeutsch“, bügelt sie die drei ab – und die ziehen von dannen.

Doch nicht nur die neuen Call-Center präsentieren sich im Flughafen – auch die Deutsche Flugsicherung preist sich an. „An unserem neuen Flughafen gibt es nämliche Berufe, von denen die Jugendlichen noch nie etwas gehört haben“, weiß Rolf Fenske vom Arbeitsamt – zum Beispiel der Beruf „Fluglotse“. Zwei Tage Auswahlverfahren, vier Tage ärztliche Tests: Wer Fluglotse werden will, muß schon im Vorfeld einiges leisten. Abitur sei ein Muß, englische Sprachkenntnisse ebenso, erzählt der Nachwuchsbeauftragte Peter Streit. Trotzdem steht eine Schülerin am Stand und notiert wichtige Daten für die Bewerbung – während ein junger Mann hinter ihr sagt: „Die laden 40 Leute ein – und nehmen vier. Das ist wirklich schwer, total schwer“, sagt er. „Eine Freundin von mir hat es versucht: Es war zwecklos.“

Ausbildungsleiterin Petra Braun von der „Raumfahrt-Infrastruktur“(RI) der Dasa (Daimler-Benz-Aerospace) weiß, daß „wir in unserer Ausbildung einen bestimmten Kreis gar nicht mehr bedienen können“, sagt sie. Die RI arbeite nur noch zu sechs Prozent in der reinen Produktion, der Rest sei „Arbeit auf dem Papier“– und damit Arbeit für HochschulabsolventInnen. „Das ist zwar gesellschaftspolitisch ein Hammer. Aber was sollen wir machen“, sagt sie – und auch ihr Kollege von der Dasa-Airbus sagt: „Für unsere neueingerichteten 17 Ausbildungsplätze zum Fluggeräte-Mechaniker kommen bis zu 200 Bewerbungen.“

Zahlen, die Rolf Fenske vom Arbeitsamt nicht schrecken können: „Die Infobörse kann auch Anreiz für die jungen Leute sein, sich mit ihren Noten noch ein bißchen anzustrengen“, sagt er. Und ein Mädchen, das sich draußen vor der Flughafenhalle ein bißchen ausruht, stimmt ihm wohl oder übel zu: „Ich würde gerne Bürokommunikations-Kauffrau lernen. Aber die haben gesagt, daß ich dafür unbedingt gute Noten haben muß. Dann muß ich wohl noch etwas tun. Aber ob das klappt?“ Katja Ubben

Der Infotag läuft noch am heutigen Samstag bis 19 Uhr in der Abflughalle des Flughafens.