piwik no script img

Sexualstraftäter „härter anfassen“=

■ Niedersachsens Justizministerin Alm-Merk verteidigt Gesetzentwurf der Bundesländer: Bisher deutliches Übergewicht zugunsten der Täter

Rehburg-Loccum. Niedersachsens Justizministerin Heidi Alm-Merk will in Zukunft Sexualstraftäter „wesentlich härter anfassen“als bisher üblich. Das sagte die SPD-Politikerin am Wochenende in Rehburg-Loccum (Kreis Nienburg) auf einer Tagung der Evangelischen Akademie Loccum zum Thema „Wie schützen wir unsere Kinder? Vom gesellschaftlichen Umgang mit sexueller Gewalt“. Der bisherige Umgang mit Tätern sexuell motivierter Straftaten sei im Spannungsfeld zwischen Opferschutz und humanem Strafvollzug deutlich zu Gunsten der Täter ausgefallen. Das soll sich künftig mit einem von den Bundesländern erarbeiteten Gesetzentwurf ändern.

Danach sollen inhaftierte Sexualstraftäter nur mit Erleichterungen ihrer Haftbedingungen rechnen können, wenn sie sich freiwillig einer Therapie unterziehen. Für Wiederholungstäter soll bereits nach dem zweiten Vergehen obligatorisch die Sicherheitsverwahrung angeordnet werden.

Vorzeitige Entlassungen aus der Haft dürfen dann zudem nur nach positivem Gutachterergebnis ermöglicht werden. Ein derzeit in den Ausschüssen des Bundestages vorliegender Entwurf der Bundesregierung sieht dagegen vor, daß für Wiederholungstäter eine Sicherheitsverwahrung angeordnet werden kann – aber nicht zwingend sein soll.

„Der Gesetzentwurf des Bundesrates, an dem die Landesregierung von Niedersachsen im Frühjahr entscheidend mitgewirkt hat, ist keineswegs das Werk populistischer Politik. Sicherlich ist er Ausdruck einer gewissen Hilflosigkeit diesem Thema gegenüber. Dennoch muß jetzt in jedem Fall erstmal der Schutz von Kindern und Frauen in den Vordergrund gerückt werden“, sagte Alm-Merk. Wichtig sei mit Blick auf die Bundestagswahl, daß eine Gesetzesverschärfung auf diesem Gebiet noch vor September nächsten Jahres verabschiedet werde. Das ohnehin aktuelle Thema „Innere Sicherheit“solle nicht zusätzlich belastet werden. Der Nutzen einer solchen Verschärfung ist für die Ministerin zwar „zweifelhaft“. Mit einem „Abschreckungseffekt“soll aber „die Schwelle sexueller Übergriffe in der Gesellschaft insgesamt wieder angehoben werden“. dpa

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen