piwik no script img

Wenn Polier Kalle röchelt ...

■ ... legt sich ein Gebäude L-förmig ums andere: Notizen vom Richtfest im Übermaxx

„Los Kalle, is' eiskalt, fang an zu röcheln“, ruft ein junger Mensch vom Bau mit nach oben geneigtem Kopf. Und Kalle, Polier auf Bremens schnellster Baustelle – dem Übermaxx am Breitenweg –, hört aufs Wort: Ganz oben auf der „Kommandobrücke“des Gebäudes steht er, sagt seinen Richtspruch und kippt seine drei Richtfestschnäpse.

In nur fünf Monaten seit der Grundsteinlegung haben gezählte 160 PlanerInnen und HandwerkerInnen ungezählte Betonfertigteile auf dem Grundstück der ehemaligen Staatsbibliothek zu einem ziemlich imposanten, aber fast fensterlosen Gebäude zumammenmontiert. Fensterlos, weil im größten Teil des Gebäudekomplexes die zehn Kinosäle von Hans-Joachim Flebbes Lichtspieltheater Cinemaxx übereinander geschachtelt werden. Und fensterlos zweitens, weil das Magazin und die Schausammlung des Übersee-Museums im kleineren Teil untergebracht werden sollen. Jener legt sich übrigens L-förmig um das Cinemaxx, und durch diesen Kuß entsteht weltweit das erste Übermaxx.

Rund 34 Millionen Mark inclusive Abriß des Altbaus Umzug, Aus- und Einlagerung kostet das aus öffentlichen Mitteln finanzierte „Über“. Das „Maxx“schlägt nach Angaben des Architekten mit weiteren 35 Millionen Mark zu Buche. Die sind trotz kritischer Beurteilung von Banken in Sachen Finanzierung einer Spezialimmobilie doch aufgetrieben worden. Also gibt es auch einen geplanten Eröffnungstermin: Ab Mai 1998 sollen eine Million BesucherInnen jährlich allein in das „Maxx“strömen. Über die erwarteten BesucherInnenzahlen des „Über“ist nichts bekannt.

So viele Zahlen, Daten, Fakten. Zum Schluß noch etwas Prosa aus dem Munde von Bremens Kultursenatorin Bringfriede Kahrs (SPD): „An diesem Ort wird die Welt des Flimmerns künftig der Welt der Originale gegenübergestellt.“Geröchelt hat sie nicht, das steht mal fest. ck/Foto: Nikolai Wolff

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen