piwik no script img

Sportwissenschaftler ohne Uni

■ Morgen will die Freie Universität die Abwicklung der Sportwissenschaften beschließen. Doch auch die Humboldt-Universität will die an die Luft gesetzten SportlerInnen nicht aufnehmen

Bald geht es an der Freien Universität (FU) wohl nicht mehr sportlich zu, denn die FU will den Sport aus Spargründen auslaufen lassen. Morgen entscheidet der Akademische Senat über die Schließung des Fachbereichs Sportwissenschaften zum Jahresende. Was aus den rund 1.100 SportstudentInnen wird, ist unklar.

Wegen der Autonomie der Hochschulen kann Wissenschaftssenator Radunski den Sport zwar nicht einfach abwickeln, aber das übernimmt jetzt, unter Sparzwang, das zuständige Hochschulgremium. Zwei Jahre dauert das Hin und Her um den Sport schon. Anfang dieses Jahres wurden bereits unter Hinweis auf den Wegfall des Sportwissenschaftlichen Instituts der FU 3,3 Millionen Mark aus ihrem Globalhaushalt gestrichen.

Im Frühjahr hegte die FU noch die Hoffnung auf eine Kooperation mit den SportwissenschaftlerInnen der Humboldt-Universität (HU). Ein gemeinsames Institut auf dem Olympiagelände war geplant. Doch diese Perspektive scheiterte im Sommer, wie Christine Keitel-Kreidt, Vizepräsidentin der FU, mitteilte, mit einem „bösen Brief des Regierenden Bürgermeisters“ Eberhard Diepgen, der klarmachte, daß das Gelände nicht zur Verfügung stehe. Nun wird von einer Zusammenführung des FU-Instituts mit dem Fachbereich Sportwissenschaften der HU in deren Institut in Hohenschönhausen gesprochen. Das bedeutet das Aus für den Sport in Dahlem.

Doch die HU weiß nicht, wohin mit den FU-Studis. „Wir können die Studenten der FU nicht aufnehmen“, meint Günter Wolf, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachbereich Sportwissenschaft der HU. Die Kapazitäten reichten bei weitem nicht aus, die rund 1.100 FU-SportlerInnen zusätzlich zu den eigenen rund 800 Humboldt- SportlerInnen auszubilden. Deshalb galt schon im letzten Semester einen Annahmestopp für Studienplatzwechsler in höheren Semestern. Unklar ist auch, was mit den Stellen des Fachbereichs an der FU passiert. Zwar handelt es sich größtenteils um langjährige Beschäftigte und BeamtInnen, aber da die HU selbst Stellen zur Streichung vorgesehen hat, weigert sie sich, diese zu übernehmen.

Egal, ob die HU die FU-SportlerInnen aufnimmt oder nicht, Sportstudienplätze gingen, so Asta-FU-Sprecher Axel Gebauer, auf jeden Fall verloren. Dabei sei die FU in der sportwissenschaftlichen Forschung federführend, meint Gertrud Pfister, Sport-Professorin an der FU. Die SportstudentInnen der FU studieren entweder auf Lehramt oder auf Magister. Sie belegen neben Sport noch ein zweites Fach. An der HU wird dagegen kein Magisterstudiengang Sport angeboten. Zur HU wechselnde Sportstudierende müßten daher zwischen Hohenschönhausen und den Instituten ihres zweiten Faches in Dahlem durchschnittlich eineinhalb Stunden pendeln. Ob man für die 191 betroffenen FU-Studis einen Magisterstudiengang in Hohenschönhausen einrichten könne, müsse man erst diskutieren, meinte Wolfgang Döring, Professor bei den Humboldt-SportlerInnen.

Zwar haben Studierende das Recht, unter den gleichen Bedingungen wie bei der Immatrikulation zu Ende zu studieren, doch strittig ist, ob eine Verlagerung des Studienstandorts innerhalb derselben Stadt gegen diesen Rechtsgrundsatz, den sogenannten Vertrauensschutz, verstößt. Nicht zuletzt wegen „dem Unbehagen an der HU“, so Heinrich Kemper, Dekan am Sport-Institut der FU, muß geklärt werden, wie der Vertrauensschutz gehandhabt wird. Die Alternative, die laut Keitel- Kreidt vom Präsidialamt angestrebt wird, ist, die FU-StudentInnen an der FU fertigstudieren zu lassen. Kirsten Küppers

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen