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Professionelles Strahlen

■ Alle Jahre wieder: „Schrille Nacht“im Schmidt Theater

Friedlich und besinnlich will sich die Adventszeit heranschleichen. Sogar im Schmidt Theater. Wer hätte das gedacht.

Im Zuge des allumfassenden Weihnachtsbrimboriums räumt Corny Littmann wie jedes Jahr die Abendbühne für die Kleinkunst aus dem Nachtprogramm. Der Titel Schrille Nacht, heitere Nacht ist dabei Ehrensache, aber nicht ganz stimmig. Heiter ist die Show schon. Das will heißen, etwas lustig, harmlos und friedfertig. Aber schrill? Nie im Leben.

Neun KünstlerInnen bestreiten dieses Programm, das sich alle anschauen können, die um acht noch nicht im Bett sein müssen. An der Spitze – was Quantität und Präsenz angeht – steht Frontmann Uwe Woitas, der sich nicht auf das Moderieren beschränkt, sondern auch eigene Nummern zu bieten hat. Eine seiner Geschichten führt Woitas nach Blödbröd in Dänemark und läßt ihn zu seinem eigenen Großvater werden – ein alter müder Witz, aber trotzdem ist das aus Nonsense- und Wortspielelementen zusammengesponnene Märchen ein bißchen schön. Und auch ein bißchen blöd.

Das gleiche ließe sich von fast allen Mitwirkenden sagen. Bernd Schrubka stellt ad hoc aus drei beliebigen Stichworten des Publikums ein Lied her, das sich reimt und einen minimalen Sinn ergibt. Das funktioniert dreimal, dann muß der Ramazotti-Preisträger selbst über sich lachen. Timo Wopp, ausgezeichnet beim 1. Berliner Varieté- und Comedy-Festival 1996 als bester Nachwuchsjongleur, stellt sich dem Publikum im androgynen Zirkuskostüm. Ab und zu läßt er eine Kegel fallen, das strahlende Lächeln aber ist schon echt professionell.

Und so geht's weiter: Der New Yorker Clown Jeff Hess meistert die klassischen Fächer Pantomime und Publikumsbeschimpfung, und das russische Akrobatenpaar „Duo Iouvilov“hat zwar unglaublich kitschige Klamotten an, beeindruckt aber in puncto Körperbeherrschung. Zumindest Frau Iouvilov bräuchte sich auf Werbezetteln nicht unter der Rubrik „Kleinkunst“führen zu lassen. Karin Kasar und Andreas Paulsen schließlich covern Funk-Stücke, was ohne Baß und Schlagzeug ungewohnt klingt, aber nett anzuhören ist.

Die Ausnahme ist mehr als zwei Meter groß und heißt Olivia Jones; warum glaubt eigentlich alle Welt, daß ein Transvestit schon deswegen komisch ist, weil er/sie im bunten Fummel steckt? In gewisser Weise paßt jedoch selbst Frau Jones zum Gesamtbild: zum roten und zum blauen Plüsch und zu den güldenen Sternen. Holt schon mal die Keksrezepte raus, und seid lieb zueinander.

Barbora Paluskova

bis zum 31. Dezember, Schmidt Theater

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