■ Nerven die vielen Touristen?
: Neugierige Japaner zum Kaffee einladen

Wolfgang Köhler, 53 Jahre, Invalidenrentner

Mich nerven die Touristen überhaupt nicht. Die bringen doch das Geld rein und sind auch anständig. Ich finde das gut, daß die hier sind. Von mir aus könnten sogar noch mehr kommen. Mich nerven eher die ganzen Ausländer, die hier an den Ecken stehen, die jetzt hier wohnen, Asylberechtigte und so. Aber ein richtiger Tourist, der ordentlich eine Frage stellt, wo was ist, der wird mich nie nerven.

Ulrike Jahn, 40 Jahre, Freischaffende

Für eine Großstadt kann es gar nicht genug Touristen geben. Davon lebt doch eine Großstadt. Berlin ist in diesem Punkt immer wieder provinziell. Die Frage ist doch, wie Tourismus angeboten wird. Das Bild, was da produziert wird, ist oft sehr gefärbt. Wenn zum Beispiel Japaner vor unserem baufälligen Haus halten, würde ich die am liebsten einladen, damit die sehen, hier kann man auch leben.

Andy Milis, 21 Jahre, Maler

Es gibt viel zu wenig Tourismus in Berlin. Leider. Es ist doch klar, daß mit mehr Touristen mehr fürs Stadtbild getan wird. Auch die Pensionen und Hotels leiden darunter. Berlin will doch Weltstadt werden. Wenn die jetzt schon wieder 20 Millionen für Silvester 2000 streichen, dann finde ich das sehr dürftig. Mich nervt der Tourismus auch nicht. Im Gegenteil, ich finde das sehr angenehm.

Feyhan Köhse, 24 Jahre, Arzthelferin

Es gibt einfach zu viele Touristen in dieser Stadt. Wenn ich mich hier umsehe, sehe ich fast nur Touristen. Mich nerven die ganzen Fremden aber nicht. Berlin ist schließlich Hauptstadt, und dann ist es auch selbstverständlich, daß die Leute hierher kommen. Es ist ja ziemlich viel los hier. Man sollte aber keine weiteren Anstrengungen unternehmen, um Touristen hierher zu locken.

Thomas Möcker, 29 Jahre, Künstler

Ich bin da nicht so aufmerksam, aber ich glaube, daß Touristen für mich kein Problem sind. Eine Stadt lebt ja vom Tourismus. Problematisch finde ich nur Großveranstaltungen, weil die Popularität einer Stadt keinesfalls davon ausgeht. Ein ganz persönlicher Charme entwickelt sich nur durch konkretes Leben. Störend wird Tourismus erst dann, wenn die Leute falsch an einen Ort herangeführt werden.

Karin Pöthke, 36 Jahre, Hausfrau

Es gibt eher zu wenig Tourismus in der Stadt. Tourismus bringt ja nicht nur Geld in die Stadt, sondern auch Arbeitsplätze. Leider ist Berlin eine sehr brutale Stadt und dadurch werden viele Leute auch abgeschreckt. Zum Beispiel von der rechte Szene. Mich nerven die Touristen nicht weiter. Ich finde das eher toll. Und außerdem: Ich verreise doch auch. Und dann bin ich genauso Tourist.

Umfrage: Alexander Eschment

Fotos: Rolf Zöllner