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Kurzer Besuch

■ Hausbesetzung in Altenwerder war gestern schon nach vier Stunden beendet

Die Haustür am Dreikatendeich in Altenwerder ist unverschlossen. Kinderhände haben dort ein ungelenkes „Herzlich Willkommen“auf ein Pappschild gemalt. Doch drinnen war gestern vormittag niemand mehr, um das unangemeldete Dutzend hausbesetzender Besucher zu begrüßen: Gebäude-Eigentümer Werner Boelke, seine Frau und Sohn haben ihr Haus bereits vor wenigen Tagen verlassen.

Nach 25 Jahren Widerstand gegen die Hafenerweiterung sind sie schließlich nach Finkenwerder umgezogen. Und so konnten die jungen Leute, die ihrem Flugblatt zufolge mit ihrer gestrigen Aktion „gegen die Hafenerweiterung durch den rotgrünen Senat und die Zerstörung eines der wertvollsten Biotope auf Hamburger Stadtgebiet“protestieren wollten, das Wohnhaus gewaltfrei in Beschlag nehmen und in aller Ruhe ihr Transparent „Baustopp sofort“aus einem der Giebelfenster hinabrollen.

Werner Boelke, der sich bis zuletzt mit Klagen bis vors Bundesverfassungsgericht gegen die Stadt und den Hafenausbau mitten auf seinem Grundstück gewehrt hatte, kannten viele der BesetzerInnen nach eigenen Angaben kaum. Politische Forderungen, die gemeinhin an Hausbesetzungen geknüpft sind, waren ihnen im Gespräch vor Ort nicht zu entlocken. Nur soviel: Sollte Boelke „Strafantrag stellen, sind wir heute abend raus“.

Soweit kam es aber gar nicht: Nach nur vier Stunden, erklärte am Nachmittag ein Sprecher, habe man das Haus wieder verlassen. Die Besetzung sei nur „symbolisch“gewesen.

Sie sei „eher gar keine“gewesen, lautet die Einschätzung der Wirtschaftsbehörde. Denn: „Bis zum 31. Mai“, so Behördensprecher Bernd Meyer, „hat Herr Boelke volle Verfügungsgewalt über das Haus“. Erst danach gehöre das Gebäude der Stadt, die Boelke dafür nach taz-Informationen knapp zwei Millionen Mark gezahlt haben soll und es im Zuge der Hafenerweiterung abreißen lassen wird. Und so lange schreite die Stadt auch nicht gegen vermeintliche Besetzungen ein.

Ob die Boelkes von der Aktion wußten oder sie billigend hinnahmen, war gestern nicht in Erfahrung zu bringen. Der taz jedenfalls wurde die Stellungnahme verweigert. Heike Haarhoff

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