: Frauen und Militär
In den Kasernen der Bundeswehr sind die Männer weitestgehend unter sich. Denn in der Bundesrepublik ruft die allgemeine Wehrpflicht allein Jungen ab dem achtzehnten Lebensjahr zum Militärdienst. Eingeführt wurde sie am 7.Juli 1956, zunächst für zwölf, zur Zeit für zehn Monate.
Nach Artikel 4, Absatz 3 des Grundgesetzes darf aber niemand zum Waffengebrauch gezwungen werden. Frauen ist nach der Verfassung (Artikel 12 a, Absatz 4) die Beteiligung an militärischen Handlungen untersagt. Sie können aber trotzdem seit 1975 freiwillig als Berufssoldatinnen arbeiten – im Sanitätsdienst als Stabsärztinnen und im Musikkorps. Derzeit sind rund 3.500 Frauen für die Bundeswehr tätig. Im Kreis der Nato-Länder betrug der Frauenanteil an den Streitkräften 1983 in den USA 9,5, in Kanada 8,5, in Großbritannien 5,1 und in Belgien 3,8 Prozent. In Italien, Island, Luxemburg und Spanien dagegen sind die Frauen davon ausgeschlossen.
Je nachdem, welche Rolle die Streitkräfte in einem Land spielen, ist mit dem Einsatz für sie Macht, Prestige oder Ablehnung verbunden. Ihre vorrangigen Aufgaben waren zunächst meist auf das Versorgen und Pflegen beschränkt. Wenn Frauen Militärdienst leisteten, war der Grund häufig fehlender Nachwuchs an männlichen Rekruten. Nach wie vor gelten in den meisten Ländern mit reinen Männerarmeen Frauen an den Waffen als „unnatürlich“.
In zahlreichen Bürgerkriegen und revolutionären Befreiungsbewegungen kämpften jedoch Frauen – zum Beispiel in Nicaragua, El Salvador, Namibia und Simbabwe. Libyen und Mosambik führten einen zwangsweisen Militärdienst für Frauen ein. China, die GUS, Algerien, Nigeria oder Venezuela kennen ebenso Frauen in den Streitkräften.
Ein fast alltägliches Bild geben Soldatinnen in der israelischen und in der US-amerikanischen Armee ab. Die Wehrpflicht für die Israelische Verteidigungsarmee beträgt für Männer drei Jahre und für Frauen neunzehn Monate. Schon seit der Staatsgründung gehörten Frauen militärischen Organisationen an. Sie tragen als Armeemitglieder Uniform und erhalten eine Grundausbildung an der Waffe; von Kampfeinsätzen sind sie aber ausgeschlossen.
In den USA gibt es seit 1973 eine Berufsarmee, für die sich Männer und Frauen bewerben können. Bis 1992 wuchs die Zahl der Frauen auf 200.000 im aktiven Dienst, das entspricht 11,5 Prozent. Neben den rund 66.000 Army-Angehörigen sind Frauen unter anderem auch in der Marine und der Luftwaffe voll integriert. 33.000 Soldatinnen waren an der Aktion „Desert Storm“ im Golfkrieg beteiligt – als Hubschrauberpilotinnen und Kommandierende der Militärpolizei. Sie flogen jedoch keine Bombenangriffe und gehörten auch nicht zu den Bodentruppen. Ute Eschenbacher
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen