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Ludewig unter Druck

■ Bahn-Aufsichtsrat Hansen: Vorstände drohen zu gehen, wenn Vorstandschef bleibt

Berlin/Frankfurt (taz/AP) – Johannes Ludewig, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn AG, bleibt unbeliebt. „Mit seinem Führungsstil ist das Unternehmen nicht zum Erfolg zu bringen“, sagte gestern Norbert Hansen, zukünftiger Chef der Eisenbahnergewerkschaft und Aufsichtsrat der Bahn AG. Er forderte den Rücktritt von Ludewig. Und damit sei er nicht allein. Mehrere Mitglieder des Vorstands würden Ludewig ebenfalls massiv kritisieren. Sie hätten damit gedroht, nicht länger unter Ludewig arbeiten zu wollen.

„Es zeichnet sich damit ab, daß der Aufsichtsrat eine neue Mehrheit für den Vorstand suchen wird“, sagte dazu gestern Albert Schmidt, Verkehrsexperte von Bündnis 90/Die Grünen. Am 2. Dezember werden sich die Aufsichtsratsmitglieder treffen, um über den zukünftigen Vorstand der Bahn-Holding zu bestimmen. Laut Bahnreform soll die am 8. Januar 1999 die Geschäfte der dann gegründeten vier unterschiedlichen Bahngesellschaften führen. Winfried Wolf, Bahnexperte der PDS im Bundestag, vermutet, daß der ehemalige Bahnchef Dürr „den Abgesang auf Ludewig“ vorbereitet. Dürr war bis Juli 1997 Vorsitzender der Bahn AG und ist seitdem Vorsitzender des Aufsichtsrats.

Seit der Bundestagswahl gilt der Sessel von Ludewig als Schaukelstuhl. Der Bund ist einziger Anteilseigner der Bahn AG und der Posten des Vorstandschefs gleichsam politisch brisant wie finanziell gut dotiert. Es ist kaum vorstellbar, daß sich die SPD diese Stelle entgehen läßt. In bahnpolitischen Kreisen kursieren daher etwa eine Handvoll Namen für die Neubesetzung.

Bahn-Aufsichtsrat Hansen nannte Ludewigs Studienfreund Axel Nawrocki, der im Vorstand für den Fernverkehr zuständig ist, „dilettantisch“. Ludewig selbst teilte unterdessen mit, daß durch das Unglück von Eschede der diesjährige Gewinn um 100 bis 150 Millionen Mark sinken werde. Er habe im übrigen aus Bonn keine Signale erhalten, daß er sein Amt verlieren werde. ufo

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