piwik no script img

„Dieses Foto ist Vaterlandsverrat“

■  Dem vermutlichen PKK-Funktionär Cevat Soysal drohen mindestens 15 Jahre Haft. Die Umstände seiner Verschleppung aus Moldawien in die Türkei sind weiter unklar

Berlin (taz/dpa) – Cevat Soysal, dem unter ungeklärten Umständen festgenommenen PKK-Funktionär, droht eine Gefängnisstrafe von mindestens fünfzehn Jahren, aber nicht die Todesstrafe. Soysal wird von einem Staatssicherheitsgericht in Ankara die Gründung einer bewaffneten kriminellen Verinigung angelastet.

Am Donnerstag abend teilte der türkische Geheimdienst MIT mit, bei der Verhaftung in Moldawien habe es sich um eine reine MIT-Aktion gehandelt, die moldawischen Behörden hätten keine Unterstützung geleistet. „Die Festnahme Cevat Soysals fand nicht auf unserem Territorium statt“, erklärte dagegen Sergiu Teodor, Leiter des Pressereferats der moldawischen Regierung.

Nach MIT-Angaben traf sich der moldawische Verteidigungsminister Valeriu Pasat am Donnerstag mit ranghohen Geheimdienstvertretern in Ankara. Dabei habe Pasat klargestellt, daß Soysal in Moldawien gewohnt habe, obwohl er deutsche Reisedokumente mit sich geführt habe.

Der Sprecher der kurdischen Gemeinde in der moldawischen Hauptstadt Chisinau, Hamgin Abdullah, behauptet, Soysal sei am 13. Juli in Chisinau festgenommen worden und fünf Tage später dem türkischen Geheimdienst übergeben worden. Die PKK-Führung kündigte inzwischen Vergeltung an. „Internationale Piraterie und Terrorismus geben unserer Partei das Recht zum Zurückschlagen“, heißt es in einer PKK-Erklärung.

Die in der Türkei erscheinende Tageszeitung Star veröffentlichte am Donnerstag ein Foto, wie ein sichtlich angeschlagener Soysal am Mittwoch nach einem Verhör von Sicherheitsbeamten gestützt werden mußte. Für die PKK-nahe Zeitung Özgür Politika ist dieses Foto ein Beweis, daß Soysal von den türkischen Sicherheitsbehörden mißhandelt wurde.

Die Tageszeitung Hürriyet verzichtete auf einen Nachdruck des Fotos. Für ihren Kommentator Fatih Altayli kommt das Abdrucken der Bilder einem Landesverrat gleich. Er schreibt: „Die Fotos von Cevat Soysal, wie er gestern aus der Vernehmung geführt wurde, erschienen in einer Zeitung. Nach der Vernehmung ist er fertig und kann nicht auftreten – wie ein leerer Sack. Es ist deutlich, daß er schlecht behandelt wurde. Was sucht dieses Foto in der Presse? Wir führen eine Operation wie eine Weltmacht durch. Aber wegen eines wichtigtuerischen Beamten (gemeint ist der Beamte, der die Bilder weitergab. E.S.) geraten wir in eine schwierige Lage. Der Geheimdienst oder die Polizei müssen diese Person ausfindig machen und bestrafen. Denn dieses Foto ist Verrat am Vaterland.“

Eberhard Seidel

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen