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Aktion zum Thema ObdachlosigkeitWeißgedeckte Tafel und viel Suppe

■ Sozialzentrum und Vereine stellen ihre Arbeit mit Bremer Obdachlosen vor

„Die Suppe gemeinsam auslöffeln“, heißt es morgen auf dem Bremer Marktplatz. Das Sozialzentrum des Vereins für Innere Mission möchte zu seinem 150-jährigen Bestehen auf das Thema Wohnungslosigkeit aufmerksam machen und bittet aus diesem Grund interessierte PassantInnen zu Tisch. „Wir wollen zeigen, wer sich in Bremen für Obdachlose einsetzt und uns gleichzeitig bei den Beteiligten für ihr Engagement bedanken“, erläutert Pastor Hans-Jürgen Wiesenbach den Hintergrund der dreistündigen Veranstaltung. Zurzeit nutzen in Bremen etwa 300 bis 400 Obdachlose die Angebote der verschiedenen Beratungs- und Übernachtungseinrichtungen.

Die genaue Zahl der BremerInnen, die unter freiem Himmel übernachten und keinen Kontakt zu Beratungsstellen haben, lässt sich nicht genau beziffern: „Es sind etwa zwischen 200 und 300“, schätzt der Bereichsleiter des Sozialzentrums, Bertold Reetz. Mit seinen circa 130 MitarbeiterInnen versucht Reetz, die Wohnungslosen in ihrem Alltag zu unterstützen und ihnen den Wiedereinstieg in die Gemeinschaft zu erleichtern. Drogenabhängigkeit, Trennung vom Lebenspartner und psychische Erkrankungen sind laut Sozialzentrum die häufigsten Ursachen für Obdachlosigkeit. Auch Ratlosigkeit und Scham – gerade wenn Wohnung oder Arbeit gekündigt wurden – führten bei vielen zu Wohnungslosigkeit.

Neben dem Sozialzentrum, das sich aus den Mitteln des Bremer Sozialressorts finanziert, kümmern sich in Bremen noch viele andere Institutionen und Verbände um Obdachlose. So werden sich morgen auf dem Marktplatz unter anderen die Bremer Tafel e.V., die Bahnhofsmission Bremen oder der Bremer Treff e.V. der Öffentlichkeit vorstellen. Zusammen versuchen sie, die Unterbringung, die Verpflegung oder die medizinische Versorgung zu gewährleisten. „Auch wenn der Wohnungsmarkt entspannt ist, brauchen Obdachlose Unterstützung bei der Wohnungssuche oder Hilfe zur Selbsthilfe“, sagt Bertold Reetz. Denn gerade wenn es darum ginge, wieder in einer eigenen Wohnung Fuß zu fassen, fühlten sich viele isoliert und abgeschottet. Ein Grund, warum die ambulante Betreuungshilfe stärker zunimmt.

So sind im Jakobushaus seit 1994 insgesamt 24 stationäre Plätze eingespart worden. „Dafür schaffen wir mehr ambulante Betreuung“, versichert Reetz vom Sozialzentrum. Zum einen seien die Kosten geringer, zum anderen biete das „Intensiv Begleitete Wohnen“ (IBEWO) den Obdachlosen eine schnellere Integration in ihre Umgebung. Über den Verein Wohnungshilfe e.V. können die Betroffenen eine Wohnung mieten und werden von den IBEWO-MitarbeiterInnen über zwei Jahre lang betreut. Danach erhalten sie einen unbefristeten Mietvertrag.

Das große Engagement, so Klaus F.H. Schaumann vom Diakonischen Vorstand, sei ein besonderes Zeichen der Stadt. Schließlich machten nicht nur hübsche Passagen den Charme einer Stadt aus, sondern auch deren Umgang mit den Menschen, die am Rande der Gesellschaft lebten. san

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