Die Vorschau
: Weniger Töne pro Minute

■ Das Bremer Punkjazz-Septett Swim Two Birds präsentiert am Dienstag im Moments ihre neuesten Stücke

Als um 1990 'Universal Congress Of' aus Los Angeles/Ca., eine mittlerweile schwer legendäre Band, in Bremen ihre zwischen Jazz und Hardcore oszillierende Musik aufführten, fanden sie in den damals taufrischen 'Swim Two Birds' (STB) Geistesverwandte. Viele sind sogar der Meinung, STB hätten den Kongress damals locker an die Wand gespielt. „Aber das sind alte Geschichten“, meint Achim Gätjen. Geblieben ist eine Musikerfreundschaft (Joe Baiza, Steve Moss und Gätjen nehmen immer noch gern mal einen Rotwein miteinander) und die Band, von deren Urbesetzung heute noch die Saxophonisten Gätjen und Ralf Benesch sowie der Bassist Willi Hart dabei sind. Ach ja, und 'Salomon Grundy', ein knapp zweiminütiger Song im eruptiven Stil jener Tage.

„Die Musik hat sich mit den Jahren immer mehr verändert. Am Anfang, als Peter Apel noch mitgespielt hat, war das noch sehr solistisch orientiert.“ erklärt Gätjen. „Mein Ziel war aber immer, eine Band hinzukriegen, die als Einheit auftritt. Unser Bassist hat mal gesagt: 'Warum sollen wir solo spielen? Wir spielen doch alle die ganze Zeit solo.' Das neue Konzept kommt dem schon sehr nahe.“ Deutlichste Veränderung: „Die Musik hat sich hinsichtlich der Noten, die pro Minute gespielt werden, dezimiert.“ meint STB-Schlagzeuger Achim Färber, schon für Phillip Boa und Joachim Witt und zur Zeit bei Project Pitchfork tätig. In der Tat mag die Musik an der Oberfläche neuerdings weniger harsch klingen, aber das hat der musikalischen Abenteuerlust keinen Abbruch getan. Auf 'Sweet Relief', der demnächst erscheinenden neuen Platte twangt Tammo Lüers' (Velvetone) Gitarre sich durch Bläsersätze zwischen Hysterie und Bigband-Anleihen, mal unterläuft ein Rhumba-Rhythmus eine Ballade, mal wird beherzt geswingt.

'Sweet Relief' ist die erste Veröffentlichung seit fünf Jahren. GU ist erst seit ein paar Monaten dabei und nach Jack Marlowe, Jasper Hood und Rolf Kirschbaum der vierte Sänger der Band. Bei STB zeigt sich der DJ und Rapper souverän auf ungewohntem Terrain. „Es wird von ihm auf der nächsten Platte noch andere Sachen geben.“ meint Gätjen. „Für 'Sweet Relief' hat er sämtliche Texte neu geschrieben. Geschichten zwischen Liebe, Mord und Wahnsinn.“

Klassisches Schicksal von MusikerInnen, die Pfade abseits erprobter Formen einschlagen: Es wird immer schwerer, die Ergebnisse zu veröffentlichen, ohne dabei arm zu werden. Die Version, die von 'Sweet Relief' demnächst zu haben sein wird, ist die dritte eines Albums, das bereits vor zwei Jahren hatte erscheinen sollen. Gätjen: „Die Platte habe ich im Prinzip dreimal bezahlt. Als wir sie das erste Mal mit Jasper aufgenommen hatten, wurde sie für nicht gut genug befunden. Nach Jaspers Ausstieg wollten wir ein Projekt mit Gastsängern daraus machen. Ich hatte Harry Rowohlt und Phil Minton kontaktiert, die auch beide zugesagt hatten, aber es war alles zu kurzfristig.“ Das hätte sich aber bestimmt gut verkauft. Achim Färber lacht: „Genau: Jetzt mit dem Penner aus der Lindenstraße!“

Schließlich sang GU die Platte noch einmal ein. „Und so bleibt sie auch“, bekräftigt Gätjen. Am Dienstag im Moments wird einiges davon zu hören sein. A.S.

28. September, 21 Uhr, Moments