: Luftbahnhof ohne Gleisanschluss nach Berlin
Bahn plant keine direkte ICE-Verbindung von Berlin zum Airport Leipzig/Halle. Noch keine Einigung über Anbindung zum Großflughafen Schönefeld
Eine direkte ICE-Verbindung zwischen Berlin und dem Flughafen in Leipzig/Halle und damit eine verstärkte Konkurrenz des Single-Airports Schönefeld wird es nicht geben. Die Deutsche Bahn AG widersprach damit Meldungen, es gebe innerhalb des Konzerns sowie in der sächsichen Landesregierung Überlegungen, von der Strecke Berlin – Leipzig einen Abzweig zum neuen „Intercontinental-Airport“ zu bauen, um diesen an das Hochgeschwindigkeitsnetz anzuschließen. Zugleich bestätigte ein Bahnsprecher der taz, dass noch keine Entscheidung über die Anbindung des Großflughafens Schönefeld über die so genannte Dresdner Bahn gefallen sei.
Nach Auskunft von Bahnsprecher Michael Baufeld will die Bahn AG bis Ende 2002 ihre Hochgeschwindigkeitsstrecke nach Leipzig Hauptbahnhof fertig gestellt und die Fahrzeit auf 1 Stunde und 27 Minuten reduziert haben. Bis dahin seien alle Brücken auf der 3,1 Milliarden Mark teuren Trasse erneuert und durch ein „elektronisches Zugleitsystem“ Geschwindigkeiten über 200 Kilometer in der Stunde möglich. Mit der Eröffnung des Lehrter Bahnhofs 2006 werde sich die Fahrzeit auf knapp 1 Stunde verringern.
Baufeld schloss dagegen aus, dass die Bahn beabsichtige, eine ICE-Strecke von Berlin direkt zum Flughafen Leipzig/Halle zu planen. „Wir freuen uns zwar über jeden, der mit der Bahn fährt, aber planen keine Konkurrenzstrecke zu Schönefeld“, sagte Baufeld. Vielmehr müsse mit dem Land Berlin über die Anbindung vom Lehrter Bahnhof zum Airport Schönefeld weiter verhandelt werden. Derzeit stockten die Gespräche, da keine Entscheidung zur „Dresdner Bahn“ abzusehen sei. Die Bahn wolle eine von Berlin geforderte Untertunnelung Lichtenrades aus Lärmschutzgründen nicht finanzieren, so der Sprecher.
Auch in Sachsen weiß man nichts von einer Direktverbindung Berlin – Flughafen Leipzig/Halle. Bis 2003 werde das Terminalgebäude, unter dem sich der neue ICE-Bahnhof befindet, fertig gestellt, sagte Flughafen-Sprecherin Barbara Schuster. Der Bahnhof sei aber für die (inzwischen gestoppte) neue Ost-West-Trasse Leipzig – Halle – Er- furt anvisiert gewesen. Bis auf ein „Rumpfstück“ von 23 Kilometer seien keine ICE-tauglichen Gleise verlegt worden, so Schuster. Im Jahr 2000 hatte der Flughafen, auf dem der Superjumbo A 3 XXX landen kann, 2,3 Millionen Passagiere – ein Plus von 6 Prozent gegenüber 1999.
Nach Ansicht von Kerstin Eckstein von der Bahnzentrale in Dresden sind alle Vorstellungen für eine Nordroute vom Flughafen nach Berlin „aus der Luft gegriffen“. Richtig sei, dass man von Berlin nach Leipzig einmal „in guter Zeit“ fahren könne. Dann müsse man aber vom Hauptbahnhof zum Airport noch 15 bis 20 Minuten draufschlagen. ROLF LAUTENSCHLÄGER
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen