: Hightech der 90er-Jahre
Im All kommen 6.560 Solarmodule und 262.400 Solarzellen zum Einsatz. Die Technik ist ein Oldie: Sie wurde schon vor vielen Jahren entwickelt. Wirkungsgrad: 14,5 Prozent
Ursprünglich wurde die Solartechnik, die jetzt bei der Internationalen Raumstation zum Einsatz kommt, schon für die russische Raumstation Mir entwickelt. Die insgesamt 262.400 Solarzellen für die ISS stammen von Spectrolab, einem auf weltraumtaugliche Solarzellen spezialisierten Unternehmen aus dem sonnigen Kalifornien. Jedes der 6.560 Solarmodule enthält genau 40 der nur acht mal acht Zentimeter großen, aus monokristallinem Silizium bestehenden Solarzellen.
Das Besondere daran sind vier gleichmäßig verteilte Löcher in jeder Zelle, durch die die Kontakte auf die Rückseite geführt werden. Dadurch bleibt die Zelloberfläche plan und es geht kein Sonnenlicht verloren. Zusätzlich sind die Zellen so konstruiert, dass die infrarote Wärmestrahlung möglichst wenig absorbiert wird, denn Solarzellen bringen umso bessere Erträge, je kühler sie sind.
Und noch etwas ist im Weltraum wichtig: eine Siliziumoxidschicht auf der Zellrückseite, um den im Weltraum vorhandenen atomaren Sauerstoff abzufangen. Denn der habe einzig und allein nur ein Ziel, so Cosmo Baraona, Projektleiter am Glenn Research Center der NASA: „Sich mit irgendetwas zu verbinden. Das nennt man dann Rost.“
Erreicht wird mit diesen technischen Tricks ein Wirkungsgrad von 14,5 Prozent. Nichts also, womit Spectrolab heute noch die Welt beeindrucken könnte. Und das weiß auch der Präsident des Unternehmens, David Lillington. Wenn er heute der Nasa Solarzellen liefern sollte, würde er die neuen Dreischichtzellen aus Gallium-Indium-Phosphid (erste Schicht), Gallium-Arsenid (zweite Schicht) und Germanium (dritte Schicht) empfehlen. Die bringen mit einem Wirkungsgrad von 26,8 Prozent einen fast doppelt so hohen Ertrag.
Doch als zwischen den Jahren 1988 und 1997 die Solarzellen für die Station entwickelt und produziert wurden, war diese Technik noch nicht ausgereift. Vielleicht kommen die neuen Zellen ja dann in 15 Jahren zum Einsatz, wenn die jetzigen Sonnensegel ihren Geist aufgeben werden – aber möglicherweise ist man dann auch schon viel, viel weiter.
WILLIAM P. HIRSHMAN
Wer den „hellsten neuen Stern am Himmel“, wie die Internationale Raumstation von der Nasa genannt wird, selber beobachten möchte, kann auf der Nasa-Webseite die jeweilige Position feststellen: www.spaceflight.nasa.gov/realdata/sightings/index.htm
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