: „Die Schlussverkäufe bleiben“
Manfred Dimper von der Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände über den Winterschlussverkauf, das Ende des Rabattgesetzes, Dumpingpreise in Zeiten von BSE und warum es sich lohnt, in kleinen Boutiquen einkaufen zu gehen
Interview RALF GEISSLER
taz: Herr Dimper, seit Montag läuft der Winterschlussverkauf mit Preisnachlässen von bis zu siebzig Prozent. Im Sommer fällt das Rabattgesetz. Dann sind Preisnachlässe auf alle Produkte möglich. Wird der Schlussverkauf überflüssig?
Manfred Dimper: Mit Sicherheit nicht. Denn der Schlussverkauf wird vom Händler aus der Not heraus gemacht. Er braucht Lagerfläche für das neue Sortiment. Deshalb verkauft er mit großen Preisabschlägen – unter Umständen sogar mit Verlust.
Der Handel kann doch nach dem Fall des Rabattgesetzes jederzeit Waren billig loswerden.
Das kann er, zum Beispiel über Sonderangebote, heute schon. Der Wegfall des Rabattgesetzes ist aber dafür gedacht, dass zum Händler ein Kunde kommt, der nicht bereit ist, einen regulären Preis zu zahlen. Beide können dann verhandeln. Möglich ist, dass sich die Schlussverkäufe verschieben. Wir würden es begrüßen, wenn die Händler selbst entscheiden, wann sie ihre Lager räumen.
Werden Händler ihre Preise erhöhen, um dann zwanzig Prozent Nachlass zu geben?
Das halte ich für unwahrscheinlich. Vielleicht wird es einer versuchen. Aber der Händler muss sich klar sein, dass keiner in seinen Laden kommt, wenn er die Preise hochsetzt. Und wenn er dann Reklame macht und sagt, ich gebe jedem zwanzig Prozent, werden wir die Ersten sein, die den Verbraucher vor diesem Trick warnen.
Schadet nicht Preisdumping dem Verbraucher langfristig, wie die BSE-Krise zeigt?
Der Vergleich mit BSE hinkt. Es ist schick, dem Verbraucher den schwarzen Peter unterzuschieben und zu sagen: Du hast ja Niedrigpreise haben wollen. Der Verbraucher musste davon ausgehen, dass deutsche Lebensmittel in Ordnung sind. Das Rabattgesetz kommt zum Zuge, wo es um hochpreisige Sachen geht, wo es sich lohnt, zu handeln.
Können kleine Händler bei den Rabatten der Großen mithalten?
Das denke ich doch. Schon heute bekommen Sie in einer kleinen Boutique eher und mehr Rabatt als in einem großen Kaufhaus.
Die dürfen doch beide nur drei Prozent geben.
Gesetzlich ist das richtig. Aber wer mehr Rabatt haben will, kann schon jetzt mit dem Händler reden. Eine kleine Boutique hat da mehr Möglichkeiten. Die Frage ist, wer in großen Kaufhäusern befugt ist, über Rabatt zu entscheiden. Die Verkäuferin kann es nur bei einer Order von oben. Deswegen sind größere Rabatte in einem Kaufhaus heute weniger verbreitet als in einer Boutique, wo der Unternehmer selbst im Laden steht.
Wird das so bleiben?
Natürlich werden sich die Kaufhäuser einiges einfallen lassen. Bereits auf dem Markt sind Payback-Karten. Mit ihnen gibt es ein bis drei Prozent. Nach dem Fall des Rabattgesetzes kann man mehr probieren. Ich würde einer Karte das direkte Preisgespräch vorziehen. Das kann auch der kleine Händler führen.
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