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Früher Vogel

■ Von Beust tritt bewusst jetzt schon Schill-Debatte los und lässt sich wählen

Ole von Beust hat sich früh aus dem Fenster gelehnt. Wenn er heute Abend vom kleinen Parteitag der CDU offiziell zum Spitzenkandidaten für die Bürgerschaftswahl gekürt wird, dann wissen alle, die ihn wählen: Von Beust wird, wenn es von der Stimmenzahl her nötig ist, auch mit SCHILL-Chef Schill zusammengehen. Der CDU-Fraktionschef hat die Diskussion, die ohnehin unausweichlich auf ihn zugekommen wäre, vorzeitig losgetreten und damit eine sich monatelang quälende Debatte um die Gretchenfrage: Wie hältst du es mit dem Amtsrichter? vermieden.

„Schill ist rechts, aber kein Undemokrat“, hat von Beust vor Tagen in einem dpa-Gespräch gesagt, und das ist allgemein als Koalitionsangebot interpretiert worden. Und genauso wollte er es auch verstanden wissen. Von Beust will Bürgermeister werden, und das würde er in einer Großen Koalition nicht schaffen. Also versucht er es mit dem, was die Springer-Zeitungen schon als Bürgerblock bezeichnen und Parallelen aus den 50er Jahren bemühen.

Seinem Wahlergebnis auf der heutigen Sitzung des Landesausschusses wird das nicht schaden. Die CDU dürstet danach, in Hamburg endlich an die Macht zu kommen, und es gibt viele, die nichts lieber hätten, als die selbstzufriedene SPD einmal in der Opposition zu sehen. Falls am Ende doch nur die Option Große Koalition herauskäme, kann man immer noch auf diesen Kurs einschwenken. Mit seiner Haltung, als vorrangiges Wahlziel die Sozialdemokratie aus dem Senat zu kegeln, hat von Beust die Rückendeckung eines Großteils der Partei. Da lassen sich die Bedenken derer, die über eine Kooperation mit Schill zumindest irritiert sind, verschmerzen. Peter Ahrens

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