■ Rosi Rolands Bremer Geschichten
: Grüne Selbstdarstellungsnöte

Es geht mal wieder um Karrieren. Um grüne Karrieren diesmal. Denn im Landesvorstand der Grünen hocken die ersten bereits in den Startlöchern, um ihre Pfründe zu sichern. Schließlich ist im Herbst wieder Wahl zum grünen Landesvorstand.

Noch gibt es dort nämlich zwei Sprecher. Die heißen Klaus Möhle (stadtbekannter Ökosiedler an der Lesum) und Wolfram Sailer (vormals an der Uni, jetzt wieder zum Lehrer-Dasein abkommandiert). Ab Herbst könnte allerdings Schluss sein mit dieser männlichen Doppelspitze. Dann wird es nach sämtlichen Grünen-Statuten wohl mindestens eine Frau zur Sprecherin schaffen. Für beide Männer ist also kein Platz mehr auf dem Sprecherposten. Und da ist nun langsam Profilierung bei der Basis angesagt.

Parade-Beispiel: Der Konflikt um eine mögliche Koalition mit der CDU, den Schwarzen, den Bösen. Immer mal wieder wurde darüber auch im grünen Landesvorstand gesprochen. Schon vor Monaten. Routinemäßig hätte man solche Konstellationen durchgespielt. Vor allem Wolfram Sailer soll da „ganz offen“ gewesen sein. Selbst das Wort „Tabu-Bruch“ wollen manche von ihm gehört haben.

Nun aber hat die Bremer CDU, zum Wohle des eigenen Machterhalts, einen Schritt auf die Grünen zu gemacht, um zukünftig solche möglichen Koalitionen mal ein bisschen auszudiskutieren. Der eine Sprecher, Klaus Möhle, hat sich dafür prompt und medienwirksam ins Zeug gelegt: Fürs Fernsehen ging er mit CDU-Fraktionschef Jens Eckhoff auf Spritztour – einmal bei McDonalds essen und einmal im Reformhaus einkaufen, um zu gucken, wo man alles Gemeinsamkeiten finden kann. Der telegene Spaziergang war für Möhle überzeugend: Eine Koalition mit den Schwarzen kann er sich inzwischen vorstellen.

Schlecht für den zweiten Sprecher. Der hatte noch keinen Fernseh-Auftritt und musste auch mal was sagen. Also sagte er, dass er sich das mit dieser Bremer CDU von lauter Kohl-Getreuen ganz und gar nicht vorstellen könne. Schließlich geht es hier um Profilbildung. Und schließlich tickt die grüne Basis möglicherweise genauso kritisch. Und das könnte wiederum die Wiederwahl einigermaßen sichern. Kein Wort also mehr von den geheimen Spekulationen im Landesvorstand, wo die Sache für Sprecher Zwei noch ganz anders aussah. Klar, schließlich ist ja bald Wahl, findet Ihre

Rosi Roland