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Solidarität statt Disziplinierung

■ Strategien gegen Rassismus in der Flüchtlingspolitik: Black Community diskutierte auf bundesweitem Kongress in Hamburg

Strategien gegen die faktische Abschaffung des Asylrechts im neuen Zuwanderungsgesetz und gegen die Kriminalisierung des schwarzen Widerstands in Deutschland und Europa – hiermit beschäftigte sich ein bundesweiter Kongerss, zu dem sich VertreterInnen der schwarzen Community in Deutschland gestern trafen. Die über siebzig Teilnehmer aus zahlreichen deutschen Großstädten gehörten zumeist afrikanischen und afro-deutschen Organisationen an, die sich letztes Jahr unter dem Slogan „Stoppt Schilys rassistische Gesetze!“ zu einem Aktionsbündnis zusammengeschlossen haben.

Senfo Tonkam von der African Refugees Association (ARA) in Hamburg, warnte in seinem Vortrag vor der zunehmenden Differenzierung zwischen „guten und schlechten Ausländern“ in der Zuwanderungsdebatte. Hier werde versucht, die Selbstorganisierung der schwarzen Community zu unterminieren. Anstatt sich von den verschärften Repressionen disziplinieren zu lassen, sollten sich alle in Deutschland lebenden schwarzen Menschen solidarisch mit Flüchtlingen und Illegalen organisieren.

„Wir müssen endlich aufhören uns zu rechtfertigen, wir müssen weitermachen, der 11. September war weder der Anfang noch das Ende der Geschichte“, machte Tonkam deutlich. Mit dem neuen Anti-Terror-Gesetz nun droht politisch aktiven Flüchtlingen, dass die deutschen Behörden sensible Daten an Diktatoren in ihren Heimatländern weitergeben.

Die Ärztin Mariatu Rohde betonte die strategischen Vorteile selbst organisierter Politik: Sie berichtete von einem Projekt afrikanischer Frauen in Berlin, die Beratungs- und Lobbyarbeit gegen Genitalverstümmelung von afrikanischen Frauen organisiert haben. Dort werde für die Anerkennung von frauenspezifischen Asylgründen gekämpft und massive politische Kritik daran geübt, dass Frauen in den Asylverfahren benachteiligt, ihre Verfahren oft willkürlich entschieden werden. Die Frauen konnten als Afrikanerinnen aber auch Aufklärungsarbeit über die Praxis der Genitalverstümmelung in der schwarzen Community im Exil leisten und von hier aus auch die Verhältnisse in den afrikanischen Ländern selbst angreifen, strich Mariatu Rohde heraus.

Astrid Kusser

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