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„Das war nur der Auftakt“

Knapp 1.000 Menschen zogen am Samstag gegen die Räumung des Haus- und Wohnprojekts in der Rigaer Straße 94 und die Verdrängung anderer linker Hausprojekte durch Friedrichshain und Kreuzberg. Der Protest verlief friedlich

„Haben sie Waffen oder spitze Gegenstände bei sich? Gut, dann würde ich sie jetzt gerne einmal abtasten.“ Diesem formellem „Begrüßungsritus“ der PolizeibeamtInnen musste sich am Samstag jeder unterziehen, der in die Nähe der Rigaer Straße 94 in Friedrichshain wollte. Der Grund: Vor der Hausnummer war der Treffpunkt für eine angemeldete Demonstration. Der Protest richtete sich gegen die bevorstehende Räumung des Erdgeschossbereichs des Hausprojektes Rigaer Straße 94, das im Dezember 2001 deswegen vor Gericht gegen den Hauseigentümer Suitberg Beulker unterlegen war (taz berichtete).

Für manche der knapp tausend DemonstrantInnen begann mit den Kontrollen ein Rundlauf um den Versammlungsort, nahmen doch einige der BeamtInnen schon an Fallobst Anstoß. Allzu leicht könne es zu Flugobst mutieren, erklärte einer der Beamten gewissenhaft. Doch trotz des Polizeiaufgebots, das von vielen Teilnehmern als Schikane empfunden wurde, kam es von Seiten der DemonstrantInnen zu keinerlei Ausschreitungen. Mit Musik und etlichen Redebeiträgen zogen sie bis zum Ostbahnhof, wo man erst einmal eine kleine Ruhepause mit Eintopf und Nudeln aus der „Vokü“ einlegte.

Berlins Hausprojekte, das wollten die DemonstrantInnen an diesem Wochenende zeigen, lassen sich nicht so einfach aus der Stadt vertreiben. Mit „Entschlossenheit“ wandte sich die Demonstration „gegen die restriktive Vorgehensweise der Polizei bei Hausbesetzungen, die Bedrohung etlicher sozialer Projekte und eine neoliberale Stadtplanungspolitik“, so die Redner. Die „Köpi“, eines der wohl bekanntesten Szeneprojekte, wollte da mit Solidaritätsbekundungen nicht knausern. Mit schwarzen Fahnen, Leuchtraketen und einer euphorisch bejubelten Feuershow grüßten BewohnerInnen des Hausprojekts vom Dach aus die DemonstrantInnen, die über die Schillingbrücke in Richtung Kottbusser Tor eilten.

„Die S-Bahn ist zu teuer. Hier zahl ich nix. Nee, nee, nee, eher brennt die BVG!“, ertönte dort Rio Reisers Kultsong aus dem Lautsprecherwagen, und der Entschluss stand fest: Alle in die U-Bahn und zum Abgeordnetenhaus. An der SPD- Parteizentrale taten die DemonstrantInnen dann noch einmal ihre Ablehnung der „herrschenden Ordnung“ kund. „Wir machen natürlich weiter. Das war nur der Auftakt für weitere Aktionen, so viel können wir versprechen“, warnte Klara, Bewohnerin der Rigaer Straße 94. SANDRA PAULI

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