Öfter mal nachhaken

Die Fondsgebühren klettern still und heimlich. Investmenthäuser ziehen Preisschraube nach Börsenflaute an. Gebühren werden durch die Hintertür angehoben

Nach dem Börsendebakel müssen Aktienfondsbesitzer jetzt auch noch höhere Verwaltungsgebühren bezahlen. Dieser Kostenblock ist in den letzten Wochen und Monaten für fast alle Anleger teurer geworden, wie Aktionärs- und Verbraucherschützer kritisieren. Doch die Betroffenen bekommen von der Erhöhung nicht einmal viel mit. Investmenthäuser müssen ihre Kosten fürs Fondsmanagement nicht ständig detailliert aufschlüsseln. Sie werden in die täglich neuen Anteilspreise für Fonds eingerechnet – und belasten damit die Rendite.

„Die meisten Leute wissen gar nicht, was sie an Gebühren zahlen müssen. Das ist ein unsichtbarer Ausgabenblock, auf den kaum jemand achtet“, erklärt Peter Grieble, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Je nach Fondskategorie stellen Investmentgesellschaften sie ihren Kunden jährlich zwischen 0,25 bis 2 Prozent des durchschnittlichen Inventarwerts in Rechnung.

1998 lagen die Gebühren deutscher Anbieter noch bei 1,05 Prozent im Schnitt. Heute sind sie mit 1,23 Prozent deutlich teurer, rechnet das Börsen-Journal Wertpapier der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) unter Berufung auf die unabhängige Londoner Research-Firma „Fitzrovia“ vor.

An der Preisschraube gedreht hätten nahezu alle großen Fondshäuser wie Adig, Activest, Union Investment oder DIT. Zu Jahresbeginn schloss sich den Angaben zufolge auch DWS mit der Verteuerung der Depotführungsgebühren an. Auf nach wie vor niedrigem Niveau verharrten bislang noch Templeton und Fidelity, hieß es.

„Springt der Satz von 1,5 auf 2,0 Prozent, ist das auf den ersten Blick nicht so entscheidend. Mit der Zeit drückt diese Kostenbelastung die Entwicklung des Fonds jedoch klar nach unten“, gibt Grieble zu bedenken. Der Hauptgrund für die Spesenschraube ist für den Verbraucherschützer klar: Die Verluste nach dem Kurssturz sowie die massenhafte Flucht aus Fonds müssen abgefedert werden.

Seine Beispielrechnung: „Hat man ein Fondsvolumen von 100 Millionen Euro bei einer Million an fixen Verwaltungskosten, dann kommt man mit einem Prozent Gebühren aus. Sind plötzlich nur noch 50 Millionen übrig bei gleichen Kostenblöcken, werden dann zwei Prozent fällig.“ Sonst rechne sich der Fonds einfach nicht mehr.

Die Branche selbst begründet die Verteuerung vor allem mit verschärftem Wettbewerb. Für Holger Ullrich von „Wertpapier“ ist das aber nur ein „Scheinargument“. Wenn die Konkurrenz zunehme, müssten die Preise eher sinken statt klettern, meint auch Grieble.

Deutlich Kritik übt Ullrich an dem aus seiner Sicht undurchsichtigen Handeln der Investmenthäuser. Die Gesellschaften legten die Karten nicht offen auf den Tisch. Gebühren würden durch die Hintertür angehoben, nämlich versteckt als Notiz im Rechenschaftsbericht oder im Bundesanzeiger. Aber welcher Kunde liest das schon? Als einziges Fondshaus kündigte DIT öffentlich die Verteuerung an: im Schnitt von 0,75 auf 1,25 Prozent.

Für den Anleger bedeutet das, immer wieder aktiv nachzuhaken, so der Tipp von Verbraucherschützer Grieble. Die Gebührenspanne, die im Verkaufsprospekt ausgewiesen wird, muss nicht immer auf dem niedrigsten Niveau bleiben. Der Neueinstieg in Fonds ohne Ausgabeaufschlag, aber mit hohen Gebühren lohnt sich nur bei kurzer Anlagezeit. BERRIT GRÄBER (AP)