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Planet Erde chronisch krank

Zehn Jahre nach dem Umweltgipfel von Rio zieht der Bericht „Umsetzung der Agenda 21“ Bilanz. Kofi Annan sieht weder große Fortschritte beim Umweltschutz noch bei der Armutsbekämpfung

BERLIN taz ■ Zehn Jahre nach dem Weltgipfel von Rio de Janeiro hat UN-Generalsekretär Kofi Annan eine ernüchternde Bilanz einer Dekade der globalen Entwicklung gezogen. „Der Fortschritt in Richtung auf die Ziele von Rio war langsamer als vorhergesehen. In einigen Bereichen sind die Bedingungen schlechter geworden“, so Annan im Vorwort seines Berichts „Umsetzung der Agenda 21“, den die UNO ab heute in New York debattiert.

Zwar gebe es „einigen Fortschritt“ beim Umweltschutz, doch der globale Zustand bleibe „zerbrechlich“ und die Maßnahmen seien „unbefriedigend“. In den Entwicklungsländern gebe es „höchstens beschränkten Fortschritt bei der Reduzierung der Armut“. Bei der Gesundheitsvorsorge seien zwar Schritte in die richtige Richtung gemacht worden, aber andere Probleme wie Aids hätten an Bedeutung gewonnen.

Ein „Problem bei der Umsetzung“ gibt es laut Annan vor allem beim zentralen Anliegen der Agenda 21, der nachhaltigen Entwicklung von Zukunftschancen auf ökonomischem, ökologischem und sozialem Gebiet. Die Trends des zerstörerischen Wachstums bei der Produktion und dem Verbrauch von Waren seien ungebrochen, es fehle eine koordinierte Finanz-, Technologie- und Handelspolitik. Annans Bericht ist der Auftakt zu mehreren Treffen der UN-Gremien, um den „Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung“ vorzubereiten, der im August in Johannesburg stattfinden wird. Annans Bericht betont vor allem die Probleme Afrikas, das bei fast allen Indikatoren schlecht abschneidet und bei der Bekämpfung von Armut, Hunger und Umweltzerstörung teilweise deutliche Rückschritte in den letzten zehn Jahren hinnehmen musste.

Bei der Umsetzung nachhaltiger Politik in Deutschland sieht auch der Wissenschaftler und Umweltexperte der grünen Bundestagsfraktion, Reinhard Loske, große Widerstände. Loske, der 1995 die Studie „Zukunftsfähiges Deutschland“ beim Wuppertal-Institut betreut hatte, sagte im taz-Gespräch, er habe unterschätzt, wie „primitiv die Opposition in einer Koalition mit der Bild-Zeitung, dem ADAC und dem BDI bei der Ökosteuer vorgeht“. Zwar habe die rot-grüne Bundesregierung „erstaunlich viele Vorgaben der Studie erreicht, einige sogar übertroffen“. Verabschieden müsse er sich allerdings vom Denken, nachhaltige Entwicklung sei im Konsens aller Beteiligten durchzusetzen: „Oft geht es nur mit der Brechstange“, so Loske. BPO

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