piwik no script img

In kultureller Mission

Das spanische Kulturinstitut Cervantes eröffnet heute in Berlin seine dritte deutsche Niederlassung. Am Hackeschen Markt stehen nun Spanisch-Sprachkurse und ein breites kulturelles Angebot aus allen hispanischen Ländern auf dem Programm

von LUCIA JAY

Tapas, Toreros und Flamenco. Das sind nur einige von den verbreiteten Stereotypen über die spanische Kultur. Das Instituto Cervantes will mit den gängigen Klischees aufräumen und nimmt sich in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut und der Freien Universität Berlin (FU) der Verbreitung der spanischen Sprache und Kultur in Berlin an. Auf den sechs Stockwerken in der Rosenstraße mit Blick auf den Hackeschen Markt finden Sprachunterricht, kulturelle Veranstaltungen und Bibliothek unter einem Dach Platz.

Berlin sei ein wichtiger Standpunkt für ein spanisches Kultur- und Sprachzentrum und der Plan, hier das bisher weltweit größte Cervantes-Institut zu eröffnen, stehe schon seit drei Jahren fest, erklärt José Ignacio Olmos, Direktor des Berliner Cervantes-Instituts. „Berlin ist eine der größten Kulturhauptstädte der Welt und das Interesse in Deutschland für spanische Kultur groß. Vor allem Studenten und junge Akademiker sind an den Sprachkursen interessiert und deshalb unsere Hauptzielgruppe.“

Die doppelte Zielsetzung der insgesamt 45 Cervantes-Institute sei nicht nur, die spanische Sprache zu fördern, sondern auch die Verbreitung der Kultur aller spanischsprachigen Länder, betonte gestern Jon Juaristi, Direktor der Zentrale des Instituto Cervantes in Madrid. „Die Gemeinsamkeiten aller hispanischen Kulturen und die Besonderheiten der einzelnen Länder sind unser inhaltlicher Schwerpunkt.“

Die Gemeinsamkeit aller hispanischen Länder ist ihre Sprache. Spanisch, inzwischen weltweit von rund 400 Millionen Menschen gesprochen, stellt einen Teil der Mission des Cervantes-Instituts in Berlin dar. Ein breites Unterrichtsangebot, von Kursen für Anfänger bis zu Weiterbildungskursen für Spanischlehrer, steht auf dem Programm. Die Sprachkurse laufen bereits seit dem 20. Januar. 400 Berliner Schüler nehmen daran teil. Einen Anstieg der Nachfrage fürs Spanischlernen in Deutschland bestätigen den Organisatoren die Sprachkursanmeldungen an den anderen beiden Instituten in München und Bremen, in München sind es 4.500 jährlich, in Bremen 4.000.

Das Kulturprogramm des Instituts, das Lesungen, literarische Debatten, Vorträge und andere kulturelle Vorführungen vorsieht, wird heute Abend mit der Ausstellung „Pintar Palabras“ (Worte malen) eröffnet. Die Werke von über 69 überwiegend spanischen Künstlern, unter anderem von Pablo Picasso, Salvador Dalí und Juan Gris, präsentieren eine Verbindung zwischen Wort und Bild in der Kunst. Pablo Rico, Kurator der Ausstellung, entwarf das Konzept: „Es werden ausschließlich Bilder ausgestellt, die gelesen werden können“, sagt Rico.

Am Mittwoch wird der Schriftsteller Mario Vargas Llosa die nach ihm benannte Bibliothek im Dachgeschoss des Cervantes-Instituts eröffnen. Das Thema seiner Ansprache zu diesem Anlass wird die Sprache sein. Die Bibliothek steht mit mehr als 4.000 spanischen und lateinamerikanischen Werken allen hispanophilen Berlinern zum Lesen und Stöbern offen.

Als Höhepunkt der Feierlichkeiten wird Spaniens Kronprinz Felipe heute im Rahmen seines mehrtägigen Berlinaufenthaltes eine Eröffnungsansprache halten.

Über kulturelle Horizonte hinaus ist auch ein Austausch über politische Themen willkommen und – so Jon Juaristi – in der momentanen Situation der politischen Unstimmigkeiten zwischen der spanischen und deutschen Regierung nicht zu umgehen. „Das Cervantes-Institut kann aber kein Forum darstellen, um politische Diskrepanzen zu klären oder gar zu beseitigen.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen