piwik no script img

Güterautobahn Elbe

Elbanrainer-Handelskammern und Kommunen fordern Restausbau der Elbe, um Verkehrschaos nach EU-Erweiterung zu vermeiden. Umweltschützer kämpfen um Fluss

Die Binnenschifffahrt müsse sich den Flüssen anpassen, nicht umgekehrt

Hamburg taz ■ Ohne den vollständigen Ausbau der Elbe zur Wasserstraße droht Deutschland ein Verkehrschaos. Es fehlen nur noch wenige Kilometer, die ohne schlimme ökologische Folgen bearbeitet werden können. Mit dieser Argumentation versucht der Verein zur Förderung des Elbstromgebiets die Bauarbeiten an dem Fluss wieder in Gang zu bringen, die die Bundesregierung nach dem Hochwasser im vergangenen Jahr gestoppt hatte. Der Verein, ein Zusammenschluss von Industrie- und Handelskammern, Behörden und Unternehmen aus dem Einzugsgebiet der Elbe, wirft den Umweltschützern, insbesondere dem BUND vor, sie hätten das Hochwasser instrumentalisiert, um den unerwünschten Ausbau des Flusses zu stoppen.

Laut Verein gibt es auf der mehr als 600 Kilometer langen Strecke zwischen der tschechischen Grenze und Geesthacht nur drei Stellen, die noch bearbeitet werden müssen. Auf einem mehr als 100 Kilometer langen Abschnitt bei Wittenberg und Torgau müssen die Wasserbauer durch ständiges Baggern ein Gleichgewicht zwischen Erosion und Sedimentation schaffen. In Magdeburg muss auf sieben Kilometern Länge das Gefälle ausgeglichen werden und bei Dömitz schließlich müssen auf 13 Kilometern Buhnen verlängert und ein Leitwerk gebaut werden. Besonders die gewünschte Baustelle bei Dömitz ärgert Umweltschützer. Denn dieser Abschnitt ist zuletzt vor dem Krieg bearbeitet worden. „Gerade hier hat sich eine intakte Auenlandschaft erhalten“, schreibt der BUND.

Die im Bundesverkehrswegeplan von 1992 vorgesehene Verlängerung der Buhnen sollte die Strömungsgeschwindigkeit in der Mitte des Stroms soweit erhöhen, dass die Fahrrinne nicht versandet. Nach dem Urteil der Fachwelt wäre das „ohne ökologisch entscheidende Wirkung“, sagt Eberhard Hirsch vom Verein. Der BUND sieht das ganz anders: „Durch die Strombaumaßnahmen wird die Wasserversorgung der Aue deutlich abnehmen“, prognostiziert er.

Der Umweltverband plädiert für einen Ausbaustopp. Wenig genutzte Abschnitte sollten wieder der Natur anverwandelt werden. Die Binnenschifffahrt müsse sich den Flüssen anpassen, nicht umgekehrt. Denn der Verkehr werde nicht so stark wachsen werde wie prognostiziert, und Wachstum werde sich vor allem auf der Straße abspielen.

Dass es einen Bedarf für den Ausbau insbesondere der Elbe gibt, hat der Elbstromverein jetzt mit einer Umfrage unter 118 Unternehmen untermauert, die 80 Prozent des Ladungsverkehrs auf dem Strom abwickeln. 54 Prozent von ihnen messen einer Verbesserung der Schifffahrtsbedingungen „entscheidende Bedeutung“ bei, 39 Prozent keine. Der Anteil des Binnenschiffs am Transportvolumen könnte sich bis 2010 mehr als verdoppeln. Straße und Schiene seien nicht in der Lage, das aufgrund der EU-Erweiterung zu erwartende Verkehrswachstum aufzunehmen. Gernot Knödler

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen