: In aller Stille wurde „kuba“ gerettet
Kultursenator schrieb einen Scheck für den Kulturbahnhof „kuba“ in Vegesack aus: 84.000 Euro Soforthilfe. Die Deputation wurde nicht informiert, um die Neider schlafen zu lassen. Für 2004 rechnet das „kuba“ mit einem deutlich erhöhten Etat
Bremen taz ■ „Vom Güterschuppen zur Kulturwerkstatt“ ist die Überschrift für die kleine Erfolgsgeschichte des „Kulturbahnhofs“ (kuba) in Vegesack. Im September musste diese Erfolgsgeschichte allerdings mit einem Scheck gerettet werden: „Die hätten beinahe die Septembergehälter nicht bezahlen können“, sagt die CDU-Kultursprecherin Sigrid Koestermann. Und sie muss es wissen, saß doch der Geschäftsführer des „kuba“, der frühere Vulkan-Manager Udo von Stebut, bis vor kurzem mit ihr auf der CDU-Bank in der Kulturdeputation. Es gab da ein Problem, räumt von Stebut ein, aber das wurde gelöst. Wie, darüber spricht man nicht.
Dass der Kulturbahnhof mehr Geld braucht, um nach dem teuren Umbau auch als Präsentationsstätte für Kultur wirken zu können, dass sei doch „von langer Hand angelegt“ gewesen, sagt von Stebut. Sonst wäre der Umbau nicht erforderlich gewesen. Das „kuba“ legte also nach der Neueröffnung los, die „Warsaw Village Band“, „Louis di Matteo“ und „Arabella“ stehen im Oktober auf dem Programm.
Im Juni bestellte die Kulturbehörde ein „Fides“-Gutachten, um sich für teure 15.000 Euro bestätigen zu lassen, dass die Defizit-Rechnung in Ordnung geht, die das „kuba“ aufgemacht hatte. Da es nicht besonders gut in die Spardiskussion dieses Sommers gepasst hätte, wenn die Kulturdeputation offiziell die fehlenden 84.000 Euro spendiert hätte, wurde mit Wissen der Kultur-Sprecherinnen der Koalition diese Summe ohne Deputationsbeschluss ans „kuba“ herübergereicht. Die Initiative, nicht zustimmungspflichtige Zahlungen auf Summen unter 25.000 Euro zu begrenzen, wurde auf die Oktober-Sitzung verschoben.
Denn das Problem bei der Sache ist, dass in Bremen-Nord zwei andere kulturelle Einrichtungen sind, die mit Argusaugen die guten CDU-Kontakte des „kuba“ verfolgen. Auch das „Kito“ hat immer wieder Geldsorgen und das Bürgerhaus Vegesack auch. Die hätten womöglich „hier“ geschrieben, wenn die Euros für das „kuba“ auf den Tisch gelegt worden wären.
Die CDU-Kulturpolitikerin Sigrid Koestermann denkt durchaus, dass man bei den anderen etwas sparen könnte, wenn es für Bremen-Nord insgesamt knapp wird. „Warum soll nicht das ‚Kito‘ mitverwaltet werden vom Geschäftsführer des ‚kuba‘?“ fragt sie, zum Beispiel. Da gäbe es erhebliche Synergieeffekte, denn „mehr Geld haben wir nicht“. Und klar ist: Die Finanzspritze hat das „kuba“ im September gerettet, aber für den Haushalt 2004 fordert von Stebut deutlich mehr Zuschuss als bisher – „sonst hätte der Umbau keinen Sinn gemacht.“ Woher das Geld kommen soll, ist bisher offen.
Dass das Liquiditätsproblem des „kuba“ so plötzlich kam, hängt sicherlich auch mit der fehlenden Handlungsfähigkeit des Kulturressorts zusammen. Abteilungsleiter Reinhard Strömer scheint der letzte gewesen zu sein, der davon erfahren hat. Strömer kündigte Anfang September einem seiner Sachbearbeiter gegenüber an, gegen ihn werde disziplinarrechtlich ermittelt. Vorwurf: Der Sachbearbeiter habe der Behördenspitze verschwiegen, dass der Kulturbahnhof „kuba“ unmittelbar vor der Insolvenz stehe. Zwei Wochen später fand der Sachbearbeiter einen Zettel auf seinem Schreibtisch, auf dem Strömer mitteilte, er habe an dem Wochenende zuvor die Gelegenheit genutzt, in dessen Büro dessen Akten zum Thema Kulturbahnhof zu durchsuchen.
Aber da war das „kuba“ längst über den kurzen CDU-Dienstweg gerettet. Klaus Wolschner
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