: Steuer-Basteln bis zum letzten Moment
SPD und Grüne wollen höhere Gewerbesteuer von Konzernen. Zustimmung von Wirtschaftsminister Clement steht aus
BERLIN taz ■ Konzerne mit einer Anzahl von Tochterfirmen müssen mit höherer Gewerbesteuer rechnen. Dies sieht ein Kompromiss zwischen den Bundestagsfraktionen von SPD und Grünen sowie dem Bundesfinanzministerium vor. Mit Wirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD), der noch nicht einverstanden ist, soll heute Vormittag eine Einigung gefunden werden.
Wenn eine Siemens-Tochter beispielsweise von einer anderen Siemens-Tochter in München ein Grundstück pachtet, soll ein Teil dieser Kosten in Zukunft dem Gewinn der ersten Firma zugerechnet werden. Dadurch würde die Gewerbesteuerzahlung an die Stadt steigen. Die Logik dahinter: Konzerne benutzen scheinbare Geschäfte zwischen den verbundenen Tochterfirmen dazu, ihre Steuer zu drücken. Diesen Missstand wollen SPD und Grüne abstellen. Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) hat sich offenbar bereit erklärt, einen entsprechenden Passus in seinen Gesetzentwurf aufzunehmen, über den der Bundestag am 17. Oktober abstimmt.
Entgegen Eichels Entwurf wollen SPD und Grüne auch die bisherige Hinzurechnung von Schuldzinsen zum Gewinn erhalten. Auch dies würde die Steuerzahlung erhöhen. Zu klären bleibt für die Fraktionen noch, ob sie die von Eichel vorgesehene höhere Belastung für den Mittelstand teilweise wieder rückgängig machen können. „Ich bin zuversichtlich“, sagte gestern Bernd Scheelen, kommunalpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion. Dies beziehe sich auch auf die Kompromissbereitschaft des Wirtschaftsministeriums. Clement wehrt sich gegen die Belastung für große Unternehmen.
Sollte der Kompromiss gelingen, wäre das einer der seltenen Fälle, in denen die Fraktionen ohne große Auseinandersetzung wesentliche Änderungen am Kabinettsentwurf durchsetzen können. Dies liegt einerseits an der starken Lobby von hunderten von Städten und Verbänden. Andererseits hatte SPD-Fraktionschef Franz Müntefering schon frühzeitig signalisiert, diesem Druck nachgeben zu wollen.
HANNES KOCH
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen