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Buch über Bord

Europa im Wasser: Morgen legt am Rolandseck „Grenzen im Fluss“ ab, eine literarische Rhein-Bootsfahrt

Alles fließt, hat Heraklit gesagt und dabei die Vergänglichkeit, die Unbeständigkeit der Dinge im Kopf gehabt. Flüsse fließen, zerstreuen, führen zusammen. Lothar Jordan, dem der Fluss ja schon im Nachnamen steckt, will nicht zerstreuen. Eher schwebt dem Leiter des Kleist-Museums in Frankfurt an der Oder vor, die Welt, insbesondere Europa, zu verbinden – mit Literatur. Anfang Mai schipperte Jordan mit etlichen Dichtern, Journalisten und Übersetzern aus Deutschland, Polen und den Niederlanden über die Oder, von Breslau nach Steglitz. An Bord sollten die Autoren ins Gespräch kommen, sollten Kollegen kennen lernen und hernach an Land den Menschen die europäische Literatur ans Ohr heben.

Morgen startet die zweite Etappe, diesmal auf dem Rhein. Vormittags diskutieren die Dichter am Rolandseck mit Schiffern, bevor sie in den Fluss nach Köln stechen, wo sie dann einen Nachmittag die Buchstaben hochhalten. Wie an der Oder aber bereits zu vernehmen war, stellte sich der öffentlichkeitswirksam gedachte Trip als relativ autonomer Dichterkongress heraus, um den sich die Leserschaft eher weniger kümmerte. Lesungen waren spärlich besucht, das Gespräch zwischen Produzent und Konsument blieb im überschaubaren Rahmen.

Nun mangelt es in Nordrhein-Westfalen nicht gerade an Literatur-Veranstaltungen. Fraglich also, ob das an sich attraktive, abwechslungsreiche Projekt hier landen kann. An der nötigen Öffentlichkeit dürfte es nicht fehlen, sitzen im Boot doch so namhafte Institutionen wie das Düsseldorfer Heinrich-Heine-Institut und die Bundeszentrale für politische Bildung. Auch der Termin ist sorgfältig gewählt: Am 11. Juni stranden die Dichter im Nijmegen – einen Tag später ist Europawahl. ROS

5. bis 11. Juni 2004, verschieden OrteProgramm: www.oder-rhein2004.orgSiehe auch: Kultur, Seite 22

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