: Kein Geld für die Krefelder Vorstädter
Fußball-Regionalligist KFC Uerdingen ist Pleite. Jetzt drohen dem ehemaligen Bundesligisten Insolvenz und sportlicher Abstieg. Die Traditionsclubs Wattenscheid 09 und Fortuna Köln gingen bereits einen ähnlichen Weg
UERDINGEN taz ■ Das Jubiläum haben sie sich wohl anders vorgestellt: Verantwortliche, Spieler und Fans des KFC Uerdingen. Pünktlich zum hundertsten Geburtstag droht dem Fußball-Regionalligisten die Insolvenz. Verbindlichkeiten in Höhe von 1,5 Millionen Euro stehen zu Buche – aktuell fehlen den Uerdingern 350.000 Euro, um die Saison zu Ende spielen zu können. Der Verein ging mit den Zahlen an die Öffentlichkeit, da es zuletzt Spekulationen über den wirklichen Zustand des Vereins gab. Die Rheinische Post veröffentlichte Inhalte aus geheimen Dokumenten. „Ich wundere mich, wie ein vertrauliches Papier gerade zu diesem Zeitpunkt in die Presse kommt“, sagt KFC-Vorstandsmitglied Theo Kühr.
„Fakt ist, dass die angegebenen Zahlen weitestgehend stimmen. Fakt ist aber auch, dass um diese Zahlen auch in Vergangenheit keine Geheimnisse gemacht wurden. Die Darstellung der Zahlen in der Presse ist nicht korrekt gewesen“, teilt der Verein auf seiner Homepage recht kryptisch mit. Fakt ist, dass es schlecht um den Verein steht. Wie die nähere Zukunft aussieht war nicht zu erfahren. Man wolle jedenfalls versuchen, die Saison zu Ende zu spielen.
Ex-Oberbürgermeister Dieter Pützhofen (CDU) nimmt dabei die Krefelder Öffentlichkeit in die Pflicht: „Zum 100jährigen hat dieser Verein ein Geschenk verdient.“ Stadt und Verein wollen am kommenden Dienstag über mögliche Lösungsansätze beraten. Finanzhilfen wird es wohl keine geben, ist aus Kreisen der Stadt zu hören. Eventuell könne aber über einen Aufschub diverser Zahlungen an Stadt und Sparkasse gesprochen werden.
Ursache für die finanziellen Schwierigkeiten des KFC Uerdingen war unter anderem der Rückzug von Hauptsponsor Hermann Tecklenburg. Der Bauunternehmer aus dem niederrheinischen Straelen hat sich rheinaufwärts, in den Vorstand des Ligakonkurrenten Fortuna Düsseldorf verabschiedet. 150.000 Euro wollte Tecklenburg den Uerdingern zum Abschied überweisen. Wegen nicht erbrachter Gegenleistungen verzichtete er kurzfristig darauf. Forderungen diverser Gläubiger machen die Lage nicht besser.
Der sportliche und finanzielle Abstieg des Krefelder Vorortclubs begann im Jahr 1995. Hauptsponsor Bayer stieg beim damaligen Bundesligisten Bayer 05 Uerdingen aus. Ein Jahr später stieg der mittlerweile unter dem Namen KFC Uerdingen spielende Verein in die zweite Liga ab. 14 Jahre erste Liga und der Pokalsieg 1985 gegen Bayern München blieben zurück. 1999 ging es dann runter in die dritte Liga. Eine drohende Insolvenz in der Winterpause 2002/03 konnte kurzfristig abgewendet werden.
Die aktuelle Situation trifft den KFC Uerdingen besonders hart. Im Jubiläumsjahr sind die Krefelder auf dem vierten Tabellenplatz nur vier Punkte von einem Aufstiegsplatz entfernt. Profifußball in der ehemaligen Grotenburg-Kampfbahn schien möglich. Der Wechsel der Spielklasse in die andere Richtung ist momentan allerdings wahrscheinlicher.
Der KFC Uerdingen droht dabei, das Schicksal anderer Traditionsvereine aus der zweiten Reihe zu teilen. Im vergangenen Sommer verabschiedete sich der ehemalige Bundesligist Wattenscheid 09 in die viertklassige Oberliga. Auch aus finanziellen Gründen. Ein Jahr zuvor war eine Kooperation mit dem Bundesligisten Schalke 04 gescheitert. Der ehemals ewige Zweitligist Fortuna Köln meldete vor wenigen Wochen sogar sein Team vom laufenden Spielbetrieb der Oberliga Nordrhein ab. Kurz zuvor wurde der dritte Insolvenzantrag gestellt. Im nächsten Jahr will die Fortuna in der fünftklassigen Verbandsliga Mittelrhein neu starten. Der Profifußball ist Geschichte. Wohl für alle drei Vereine. HOLGER PAULER
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