: Das Geschäft mit der Geschichte
Der Gründer des Museums am Checkpoint Charlie, Rainer Hildebrandt, soll öffentliches Geld für private Zwecke erhalten haben. Auch im Museum lief nicht alles wie nach außen hin behauptet
VON PHILIPP GESSLER
Der tageszeitung liegen Dokumente vor, die das Museum am Checkpoint Charlie, die weltweit bekannte Touristenattraktion, in ein schlechtes Licht rücken. Mit mehreren hunderttausend Besuchern pro Jahr ist das Haus an der ehemaligen Mauer das zweitmeistbesuchte Museum der Stadt, nach dem Pergamonmuseum. Es wurde als private Initiative von Rainer Hildebrandt im Juni 1963 gegründet „und zu einer Insel der Freiheit im letzten Gebäude direkt vor der Grenze“ ausgebaut. Hier wurden, so die Selbstdarstellung des Museums, „Fluchtpläne ausgedacht und immer gegen das Unrecht in der DDR gekämpft“.
Offenbar verwischte der engagierte Gründer darob etwas die Trennlinie zwischen öffentlichen und privaten Geldern. Nun spricht einiges dafür, dass Rainer Hildebrandt, dessen Todestag sich übermorgen zum ersten Mal jährt, nicht nur das lange öffentlich subventionierte „Haus am Checkpoint Charlie“ als Selbstbedienungsladen ausgenutzt hat. Es gibt auch Anzeichen für Tricksereien mit angeblich originalen Mauerbruchstücken. So könnte, laut Quittungsfunden, nicht jedes Mauerstück original von kreativen Regimegegnern bemalt worden sein – sondern eher von professionellen Kunstmalern im Auftrag des Hauses. Schließlich besteht zudem künftig die Gefahr, dass das offensichtlich hoch profitable Museum sich mit Hilfe einer Schweizer Stiftung zukünftig gänzlich öffentlicher Kontrolle und dem deutschen Fiskus entzieht.
Rainer Hildebrandt, ein Mann großer Tatkraft und Überzeugung, erhielt von der „Arbeitsgemeinschaft 13. August“, die das Museum trägt, über Jahre hinweg hohe regelmäßige Zuschüsse – offenbar aber nicht nur für Belange des Vereinsprojekts. So soll er einmal sogar Zuwendungen in fünfstelliger Höhe erhalten haben, weil er sein Privathaus als Unterkunft für Gäste des Museums nutzte. Auch einen Privaturlaub soll der Verein ihm 1993 finanziert haben. Seine Witwe, die heutige Leiterin des Museums Alexandra Hildebrandt, war zu einer Stellungnahme bis Redaktionsschluss nicht zu sprechen.
was die Akten nahe legen,siehe bericht SEITE 24
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